München – Kurz vor der Abstimmung hatten sowohl Tierschützer wie Landwirte noch einmal ihre Anhänger mobilisiert. Während der Tierschutzbund am Freitag mit Schweinemasken und rot gefärbten Unterhosen vor dem Bundesrat gegen eine Fristverlängerung bei der Ferkelkastration demonstrierte, warb der Bauernverband mit Transparenten für die bislang nicht zugelassene Methode der Kastration unter örtlicher Betäubung. Doch gegen Mittag war klar: Der Bundesrat lehnt eine Verschiebung des Verbots ab. Der Antrag der Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern fand keine Mehrheit.
„Das ist eine gute Nachricht“, kommentierte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. Auch der Bundesvorsitzende der Grünen, Robert Habeck, betonte, es gebe Alternativen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium habe die Sache aussitzen wollen. Deshalb sei es gut, dass der Vorstoß, der das auch noch belohnt hätte, gescheitert sei.
Bei Unions-Politikern und Landwirten ist die Empörung groß. „Ein Verbot ab Januar gefährdet nicht nur unsere heimische Ferkelerzeugung, es wäre auch ein Bärendienst für Verbraucher und Tierschutz“, kritisierte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Für den bayerischen Bauernpräsidenten Walter Heidl ist die Entscheidung „sachlich nicht nachzuvollziehen“. Die Bauern kritisieren, dass die erlaubten Alternativen zu teuer und nicht tierfreundlicher seien als der sogenannte vierte Weg, bei dem die Bauern weiter selbst kastrieren, allerdings mit örtlicher Betäubung. Wegen fehlender Studien ist diese Methode bislang aber nicht zugelassen. Auch Kaniber fürchtet, dass wegen der steigenden Kosten vor allem kleinere Betriebe aufgeben und somit mehr Ferkel importiert werden.
Kaniber und der Bauernverband hoffen nun in letzter Minute auf eine Gesetzesinitiative zur Fristverlängerung im Bundestag. Allerdings müsste auch diese Initiative im Anschluss durch den Bundesrat – bei erneuter Ablehnung käme der Vermittlungsausschuss zum Zug. Das dauert. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler kündigte aber bereits an, sich für einen Kompromiss mit den Stimmen der Union und der SPD einsetzen zu wollen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hätte es nach Angaben einer Sprecherin begrüßt, wenn sich die Länder auf eine befristete Verlängerung des Verbots verständigt hätten. Zwar sei der Tierschutz wichtig. Es sei aber niemandem damit geholfen, wenn die Landwirte die Vorgaben nicht umsetzen könnten.