München – Auch Kinder und Jugendliche stimmen über den neuen Landtag ab – aber nur spielerisch. Bei der sogenannten U18-Wahl können alle unter 18 Jahren ihre Stimme abgeben, auch ohne deutschen Pass. Für diese fiktive Wahl, einem Projekt der politischen Bildung, verzeichnet der Bayerische Jugendring in diesem Jahr enormes Interesse, wie dessen Präsident Matthias Fack berichtet. Bislang seien bayernweit bereits 412 Wahllokale für die Jugendwahl am 5. Oktober registriert worden, bei der Bundestagswahl 2017 waren es rund 190. „Dass es so durch die Decke geht, hätten wir nicht gedacht“, so Fack.
Die U18-Wahl findet seit 1996 immer neun Tage vor einem offiziellen Wahltermin statt, beispielsweise vor Bundestags-, Europa- oder Landtagswahlen. Sie funktioniert fast wie die reguläre Wahl. Schulen, Vereine, Jugendzentren oder andere Orte, wo Kinder und Jugendliche sich aufhalten, werden zum Wahllokal. Jede parteipolitisch unabhängige Institution kann ein Wahllokal einrichten.
„Wir wissen, dass junge Menschen eben nicht politikverdrossen sind“, sagt Fack, das Gegenteil sei der Fall. „Das ist unsere Grundmotivation für die Wahl.“ Sie sei mehr als das bloße Kreuz-Setzen: In Schulen oder Jugendzentren beispielsweise beschäftige man sich vor der Wahl gezielt mit politischen Fragestellungen. Dass das Interesse an der Wahl in diesem Jahr so groß ist, liege an der momentanen Diskussion zu Demokratie in der Gesellschaft, erklärt Fack. „Die Diskussion macht jungen Menschen auch Angst, weil sie extremer wird, weil sie mit Hassparolen einhergeht.“
Die Ergebnisse der Jugendwahlen unterschieden sich meist kaum von den tatsächlichen Wahlergebnissen, sagt Fack, mit Ausnahme der linken und rechten Ränder. „Die Befürchtung, junge Leute würden alle extrem wählen, trifft überhaupt nicht zu“, so Fack, „vielmehr stabilisieren junge Leute die Demokratie.“ Der Präsident des Bayerischen Jugendrings fordert daher eine Senkung des Wahlalters. lby