München – Die Zahlen des Fachzentrums für Bienen und Imkerei zeichnen ein deutliches Bild: In Mecklenburg-Vorpommern brachte ein Bienenvolk Imkern im Jahr 2018 durchschnittlich 48,4 Kilogramm Honig ein. In Bayern waren es gerade mal 31,5 Kilogramm. Jeder zehnte Imker musste die Ernte ganz ausfallen lassen. Oberbayern lag mit einem Ertrag von 28,3 Kilogramm sogar noch unter dem bayerischen Schnitt.
„Die Frühjahrsernte war dieses Jahr mager“, sagt Walter Dürr, Vorsitzender des Imkervereins Fürstenfeldbruck und Umgebung. „Weil alle Blüten, die die Bienen anfliegen und daraus Honig machen, zur gleichen Zeit geblüht haben.“ Normalerweise blühen im Frühjahr nacheinander Weide, Kirsche, Obstbäume, Raps und Akazien. Durch die heiße Witterung und die Klimaveränderung trieben dieses Jahr allerdings alle Nektarlieferanten innerhalb von 14 Tagen gleichzeitig ihre Früchte aus. „So schnell konnten die Bienen den Nektar nicht einsammeln.“
Außerdem blühten die Pflanzen auch früher als üblich, wie Dürr berichtet. Zu dieser Zeit sammelten die Bienen zwar bereits Honig, brauchten ihn aber noch zum Aufbau ihres Volkes. Reserven, die der Imker als Honig sammeln könnte, legten sie noch nicht an. „Die Obsternte zeigt: Die Bestäubung hat wunderbar funktioniert“, sagt Dürr. „Aber das kam nicht als Honig bei den Imkern an.“ Das Ergebnis: Mit durchschnittlich 13,1 Kilogramm Ertrag lag die Frühjahrsernte noch deutlich hinter der Sommerernte mit 15,2 Kilogramm.
Eine weitere Besonderheit: Dieses Jahr gibt es bayernweit fast keinen Waldhonig. Auch daran war die Wärme schuld: Blattläusen, Blattflöhen und Zikaden war es zu heiß. Ihre Ausscheidungen, den sogenannten Honigtau, brauchen Bienen allerdings für den Waldhonig. „Ohne Läuse gibt es auch keinen Waldhonig“, sagt Dürr.
Einzige Profiteure dieser Entwicklung in Oberbayern sind die Münchner Stadtimker. Weil ihre Stämme ohnehin keinen Waldhonig sammeln, liegen ihre Ernten auch dieses Jahr auf dem Durchschnittsniveau. „Meine Bienen und die der Imker, die ich kenne, waren genau so fleißig wie letztes Jahr“, sagt Michael Zettler vom Imkerverein München und Umgebung. Er erntete zweimal, was er vor allem den zahlreichen Linden der Landeshauptstadt verdankt. „In unserer Stadt finden die Bienen permanent Nektar. Auf dem Land ist das anders.“
Auch bayernweit ist die Situation unterschiedlich. „Die Trockenheit schadet eher dem Waldhonig, nützt aber den Weiden“, erklärt Dürr. „Je nachdem, welche Vegetation bei einem Imker vorwiegt, hat er dieses Jahr mehr oder weniger Honig.“ Das zeigt auch die Statistik: Während Imker in Ober- und Unterfranken mit knapp 40 Kilogramm Honig pro Bienen-Stamm sehr gute Ernten einfuhren, fiel das Ergebnis ihrer Kollegen aus Niederbayern mit 24 Kilogramm deutschlandweit am magersten aus. Fast ein Viertel der Imker musste die Ernte dort ganz ausfallen lassen. Oberbayern kam trotz schlechter Ernten noch mal glimpflich davon.
Angst, dass der Klimawandel den Bienen dauerhaft schaden könne, muss man sich aber nicht machen, meint Georg Ramgraber vom Imkerverein Warngau (Kreis Miesbach). „Die Bienen haben schon über 100 Millionen Jahre überlebt. Da waren auch einige Eiszeiten darunter. Sie werden sich anpassen.“ Nächstes Jahr könnte also alles besser werden.