München – Robin Zang ringt mit sich, Markus Söder und dem Wort „Arroganz“. Lange denkt er darüber nach – dann lässt er es fallen. „Nein, Arroganz wäre zu viel gesagt. Ich würde sagen: Er hat den Amtsinhaber-Blick zu oft walten lassen.“
Für seine 16 Jahre spricht Robin Zang bemerkenswert reflektiert, wägt einzelne Ausdrücke kritisch ab oder ertappt sich selbst dabei, gerade im Konjunktiv zu reden. Seine Eloquenz bewies der Gymnasiast aus dem Landkreis Aschaffenburg beim Schülerwettbewerb „Jugend debattiert“. In einer von zwei Altersgruppen wurde er bayerischer Landessieger, nachdem er sich erst in seiner Klasse, dann in der Schule und schließlich auch noch im Bezirk Unterfranken durchgesetzt hatte. Klar, dass das Rhetorik-Talent beim TV-Duell zur Landtagswahl zwischen CSU-Ministerpräsident Markus Söder und Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann genau hinschaute. Wie berichtet debattierten die Politiker am Mittwochabend eine Stunde lang im BR – unter anderem über die Themen Wohnraum, Asyl, Verkehr und Bildung.
Robin Zangs wohlüberlegter Begriff Amtsinhaber-Blick zielt auf das „Staatsmännische“, das Söder seiner Meinung nach während der ganzen Sendung ausstrahlte. „Er stand sehr stabil, sparte mit Gesten und gab sich betont gelassen. Das ist ihm dank seiner großen TV-Erfahrung gelungen.“ Hartmann dagegen sei anfangs aufgeregt und „geradezu aufgedreht“ gewesen. „Er hat sehr schnell und kurzatmig gesprochen und dadurch etwas Unsicherheit ausgestrahlt. Andererseits hat man ihm seine Angriffslust und den Veränderungswillen richtig angemerkt“, analysiert der Schüler.
Während sich Söders Argumentation laut Robin Zang oft wiederholte und auf der Metaebene („Bayern geht es gut“) blieb, habe der Grünen-Spitzenkandidat lebensnahe Probleme („zu wenig staatlicher Wohnungsbau“) angesprochen. Zum Sieger will er ihn trotzdem nicht küren, der Gymnasiast findet: „So richtig schlagfertig war keiner.“ Hartmann habe die Chance verpasst, Söder mit der CSU-Nähe zur AfD zu konfrontieren. Und der Ministerpräsident habe zu sehr versucht, die Grünen schlecht dastehen zu lassen („Stichwort Verbotspartei“), anstatt selbst zu sagen, was die CSU in Zukunft noch verändern muss.
Am meisten gestört hat Robin Zang aber, dass seine Altersgruppe beim Duell ausgeschlossen wurde: „Die Erstwähler und die Demnächstwähler wie ich wurden außen vor gelassen.“ Das Thema Digitalisierung sei zum Beispiel viel zu kurz gekommen.
Seine eigene Debattierstärke kann Robin Zang übrigens gut dosieren. Die volle Kapazität brauchte der Schülersprecher, als er zuletzt die Wiedereinführung des Wandertags an seinem Gymnasium erkämpfte. Im Alltag nimmt er es nicht immer so genau. Der 16-Jährige findet: „Im Gespräch mit Freunden oder Familienmitgliedern sollte man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.“