München – Vor gut eineinhalb Jahren beschloss Jamara Baptist, einen neuen Weg einzuschlagen. Nach zwei Jahren als Kinderpflegerin erfüllte sich die Augsburgerin einen Kindheitstraum – und begann eine Ausbildung bei der bayerischen Polizei. „Es hat mich schon immer gekitzelt. Ich wollte einen abwechslungsreichen Beruf, in dem jeder Tag anders ist.“ Jetzt, mit 23 Jahren, neigt sich ihre Ausbildung bei der Dachauer Bereitschaftspolizei dem Ende zu. Und Jamara Baptist hat es nicht bereut.
Die bayerische Polizei ist als Arbeitgeber beliebt wie nie: Für das Jahr 2018 verzeichnet sie mit rund 1800 neuen Kollegen nach Angaben des Innenministeriums einen Einstellungsrekord. Auch die Zahl der Bewerber habe in diesem Jahr mit 18 500 einen Spitzenwert erreicht. Das seien 5500 mehr Bewerbungen als im Vorjahr.
Zugleich werden in diesem Jahr laut Innenministerium geschätzte 1100 Polizisten pensioniert oder verlassen aus anderen Gründen den Dienst. Insgesamt stünden derzeit gut 42 000 Polizeibeamte im Dienst des Freistaats.
Für den Bewerberzulauf seien die hohe Zahl der Neueinstellungen, das gute Image der Polizei als Arbeitgeber und die vielen verschiedenen Einsatzfelder des Berufs verantwortlich, erklärt der Sprecher der Bereitschaftspolizei, Herbert Gröschel. Die Behörde mit Sitz in Bamberg ist für die Ausbildung von Anwärtern verantwortlich. Die Neu-Polizisten reize die „Übernahme von sozialer Verantwortung bei hoher gesellschaftlicher Anerkennung“. Zudem hat die Polizei zur ersten Einstellungsrunde des Jahres das Höchstalter für Bewerber von 25 auf 31 Jahre angehoben.
Die Gewerkschaft der Polizei zeigt sich mit der derzeitigen Personalpolitik zufrieden. Die Zahl an neuen Stellen sei „sehr erfreulich“, da auch die Bevölkerungszahl in Bayern steige und die Polizei mehr Aufgaben übernehmen müsse, sagt Gewerkschaftschef Peter Schall. In früheren Jahren habe die Politik das Thema mit mehreren Einspar-Runden „sträflich schleifen lassen“. Die zusätzlichen Einstellungen seien zudem notwendig, weil derzeit viele Kollegen in den Ruhestand gingen, die zur Zeit des RAF-Terrors in den 1970er-Jahren eingestellt wurden.
Aufgrund der hohen Bewerberzahlen könne die bayerische Polizei ihre Anwärter sorgfältig aussuchen. Während etwa in Berlin auch Bewerber aus dem EU-Ausland angeworben werden, ist in Bayern die deutsche Staatsbürgerschaft Pflicht.
Trotz starker Selektion bemängelt die Polizei typische Schwächen bei ihren neuen Kollegen. So zeigten sich teilweise mangelnde Deutschkenntnisse, weil in der Schulbildung die Rechtschreiblehre vernachlässigt worden sei, erklärt Gröschel. Die Polizei reagiere darauf mit erweitertem Deutschunterricht. Auch eine nachlassende körperliche Fitness und mangelnde Schwimmfähigkeiten seien zu verzeichnen. Dies werde über die Zeit der Ausbildung jedoch ausgeglichen.
Mit dem strammen Sportprogramm hat Jamara Baptist keine Probleme. „Das liegt mir“, sagt sie und lacht. Dafür sei die Anfangszeit mit den vielen Gesetzestexten sehr anspruchsvoll gewesen. „Aber da haben wir uns gemeinsam durchgekämpft.“ Das nächste Ziel hat sie schon im Blick: Sie will Teil einer Hundertschaft werden, die etwa bei Demos und Fußballspielen zum Einsatz kommt. Und langfristig? Da lockt das spannende Arbeitsfeld der Kripo.