Birkhuhn-Import aus Schweden

von Redaktion

Einige Tiere sind in der Rhön bereits ausgestorben: Auerhahn und Kiebitz zum Beispiel. Zwei Naturschützer hoffen, dass das gleiche Schicksal dem Birkhuhn erspart bleibt.

VON JÖRN PERSKE

Gersfeld – Torsten Kirchner hält im Naturschutzgebiet Lange Rhön an der hessisch-bayerischen Grenze in der einen Hand eine Ortungsantenne und in der anderen einen Tablet-Computer mit einer Landkarte. Ein Piepton des Ortungssystems weist den beiden die Richtung. „In ein paar hundert Metern Entfernung haben wir eines der Tiere, das wir mit einem Funksender markiert haben“, erklärt Kirchner. Er und sein Kollege Georg Sauer sind auf der Suche nach selten gewordenen Birkhühnern. Sie sind vom Aussterben bedroht. „Und das wäre fatal“, betont Kirchner. „Wir müssen diesen Charaktervogel der Rhön unbedingt bewahren. Er besitzt Signalwirkung: Stirbt das Birkhuhn aus, folgen erfahrungsgemäß weitere Arten.“ Im Kampf um den Artenerhalt hat das Biosphärenreservat (BR) Rhön schon an Vielfalt verloren: Auerhahn, Kiebitz und einige Fledermausarten. Artenschützer warnen vor weiteren Verlusten.

Das BR Rhön – eine beispielhafte Mittelgebirgslandschaft im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen – ist laut Experten für einige Tiere bereits der letzte Rückzugsort geworden. Der Auerhahn und der Kiebitz sowie einige Fledermausarten sind wegen der Umwelteinflüsse bereits verschwunden. Damit das Birkhuhn nicht auch noch dazu kommt, gibt es sogar Vogel-Importe aus Schweden. In den vergangenen acht Jahren wurden knapp 150 Birkhühner in die Rhön gebracht. So soll der Bestand gestützt und mit neuem Blut und Erbmaterial aufgefrischt werden. „Die Schweden haben genug davon. Am Flughafen in Östersund balzen sie über die Landebahn und werden weggeschossen“, erklärt Kirchner.

Vor allem in der Balz, der Paarungszeit, beobachtet Kirchner gern die die spektakulären Rituale der Tiere. „Die Männchen veranstalten im Frühjahr ein Riesen-Theater: Wochenlang prügeln sie sich um die Weibchen. Der Sieger darf sie dann alle haben.“ Birkhühner sind anspruchsvolle Vögel. „Sie suchen sich nur die wertvollsten Flächen aus“, sagt Kirchner. In Deutschland sind die Vögel rar geworden. In den deutschen Alpen gebe es rund 1000 Tiere, in der Lüneburger Heide 200.

Die Lebensbedingungen wurden immer schlechter – bis heute. Die Gründe sind vielfältig. „Sie bekommen Druck von Fressfeinden, wie etwa Füchsen und Raubvögeln, Wildschweinen und Waschbären“, erklärt Georg Sauer, Rhön-Ranger und hessischer Birkhuhn-Experte. Problematisch seien aber auch die Aufforstung, die Landwirtschaft – Birkhühner können in die Mähwerke großer Mähmaschinen geraten – und Störungen durch Wanderer oder Mountainbiker, die teilweise unkontrolliert im Gelände unterwegs sind. Daher sei es nicht sicher, ob der Kampf fürs Birkhuhn am Ende gewonnen werden könne.

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