Fall Meiling: Angeklagte mauern

von Redaktion

VON TOBIAS LILL

Meiling/München – Es muss ein unvorstellbares Martyrium gewesen sein. Ohne jede Vorwarnung sollen mehrere rumänische Einbrecher unter anderem mit Holzlatten und einer Eisenstange vor der Haustür auf den 72-jährigen Markus K. eingedroschen haben. Auch seine Frau, die während des Einbruchs in ihr Haus in Meiling (Kreis Starnberg) geschlafen hatte, wurde schwer verletzt. Eingesperrt in einer Besenkammer musste die 68-jährige Irmgard K. den Todeskampf ihres Ehemanns hilflos mit ansehen. Als der Zeitungsbote beide entdeckte, kam für den Mesner jede Hilfe zu spät.

Doch wer gestern den zweiten Tag im Mordprozess verfolgt, hat nicht den Eindruck, dass den acht angeklagten Rumänen bewusst ist, welches immense Leid sie mutmaßlich anrichteten. Mehrere Mitglieder der wegen ihrer kleinen Statur als Froschbande bekannt gewordenen Einbrechergruppe folgen der Verhandlung in Jogginghosen oder Trainingsjacken, als wären sie auf dem Bolzplatz.

Eine ältere Prozesszuschauerin zeigt sich „entsetzt“ vom Auftreten der mutmaßlichen Räuber und von den äußerst brutalen Tatdetails. Zwar sagten mehrere Angeklagte, dass ihnen das Geschehene leid tue. Doch die meisten von ihnen machen von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Das ist legitim. Dass aber einer der Beschuldigten das Gericht mehrfach ganz offensichtlich belügt, erzürnt nicht nur Richter Thomas Bott. Die Aussagen sind wenig erhellend: Keiner will die alten Menschen geschlagen oder getreten haben will. So lässt etwa Mihai C. verlesen, er habe den halbtoten Körper von Markus K. in das Haus getragen. Alin-Mihai M. will derweil nicht einmal „jemanden angefasst haben“.

Auf die Nachfrage von Richter Bott, welche seiner Kompagnons denn nun das Rentner-Paar so brutal misshandelten, schweigt er. Auch die Frage, wer die Tür zur Besenkammer mit einem schweren Tisch verrammelte, bleibt ungeklärt.

Gegen das Anraten seiner Anwältin ergreift schließlich George I. das Wort. Ein ums andere Mal verwickelt er sich dabei in Widersprüche. Zunächst will er nicht im Haus gewesen sein, muss dies jedoch später einräumen. Auch andere Aussagen zerlegt Richter Bott, in dem er mehrfach aus den dicken Ermittlungsakten dessen Aussagen vor der Polizei zitiert. So will I. zunächst nicht gesehen haben, wer den alten Mann malträtierte. Doch bei der Polizei hatte der 46-Jährige fünf seiner Miteinbrecher beschuldigt. Die damalige Aussage sei „richtig“, räumt er schließlich ein. Es scheint, dass der Mann mit der Halbglatze irgendwann bereut, dass er sich dem unnachgiebigen Nachhaken des Richters gestellt hat – immer öfter spielt er nervös mit dem Mikrofon-Kabel. „Wollen Sie mir das ernsthaft so erzählen?“, fragt Bott einmal oder nennt die Aussagen des Rumänen schlicht „nebulös“. Nach einer Pause schweigt der Schreiner dann doch lieber zu weiteren Fragen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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