Am Ende fehlten 558 Stimmen: Nach zehn Jahren im Landtag muss der bisherige SPD-Abgeordnete Martin Güll, 64, Abschied nehmen. Der frühere Hauptschulrektor von Markt Indersdorf (Kreis Dachau), der im Landtag zuletzt den Bildungsausschuss leitete, hat aber schon einen Plan für die Zeit danach, wie er im Interview sagt.
Enttäuscht?
Ja klar, man ist immer enttäuscht, wenn man ein Ziel nicht erreicht hat. Und mein Ziel war nun mal, noch eine dritte Legislaturperiode im Landtag zu arbeiten. Aber ich kann mich gut mit dem Ergebnis arrangieren und finde eine neue Aufgabe.
Woran lag es? An Ihnen? An der SPD?
Ich denke schon, dass mich vor allem die desolate Lage der SPD runtergezogen hat, das sehe ich auch an den Ergebnissen in meinem Landkreis. Ich konnte bei den Erststimmen bei weitem nicht das Ergebnis von 2013 erreichen. Es gibt sicherlich auch persönliche Gründe, aber an und für sich habe ich mir nichts vorzuwerfen. Ich habe meines Erachtens fleißig gearbeitet. Nein, es war wohl der Trend der Zeit.
Ihr Metier war die Schulpolitik. Doch Ihr Hauptziel, die Einführung einer Gemeinschaftsschule mit Mittel-, Realschule und Gymnasium unter einem Dach in strukturschwachen Gegenden, konnten Sie nicht erreichen. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Wenn man in der Opposition arbeitet, zumal in Bayern, weiß man, dass die Umsetzung dauert. Ich glaube trotzdem, dass ich auf dem richtigen Weg war und bin. Es wird die Zeit kommen, wo auch in Bayern integrative Schulformen eine Rolle spielen werden. Ich wusste, dass ich dicke Bretter bohren musste.
Bleiben Sie der Schulpolitik in irgendeiner Weise erhalten?
Im Moment sehe ich da keine Möglichkeit. Ich werde einen Schnitt machen zwischen der Politik und meinem anderen Leben.
Ein kommunalpolitisches Engagement …
Nein, das reicht jetzt. Ich werde 2019 definitiv meine Ämter als Vorsitzender der SPD im Landkreis und als Ortsvereinsvorsitzender zurückgeben – in jüngere Hände, so sie da sind.
Wie wird das Leben nach der Politik aussehen?
Zurzeit bin ich in Unterfranken, wir richten ein altes Haus her für meine Tochter. Und mein Wohnmobil wartet, ich reise gern. Ich bin auf Jahrzehnte hinaus beschäftigt. Meine Zeit in der Politik war wunderschön, Ich freue mich auf den Ruhestand, ich falle in kein Loch.
Das Interview führte Dirk Walter.