„Darmkrebs ist der einzige Krebs, der sich verhindern lässt“

von Redaktion

München – Jungen Menschen großes Leid ersparen oder sogar das Leben retten: Das ist das Ziel von „FARKOR“ – einem bundesweit einzigartigen Modellprojekt zur Aufklärung und Vorsorge von familiärem Darmkrebs, das gestern offiziell in München vorgestellt worden ist. Das Programm richtet sich an 25- bis 49-Jährige in Bayern, in deren Familien es Fälle von Darmkrebs gibt. Ihr Risiko, selbst zu erkranken, ist um das Vierfache erhöht, wie der Münchner Gastroenterologe Dr. Berndt Birkner erklärt.

Doch: In vielen Familien werde nicht über Darmkrebs gesprochen, sagt Dr. Christa Maar, Mitgründerin und Vorständin der Felix Burda Stiftung. Das sei „ein g’schamiges Thema“. Andere wissen zwar um ihr familiär erhöhtes Risiko, gehen zum Gastroenterologen und bitten um eine Darmspiegelung. Doch die ist für junge Menschen keine Kassenleistung, wenn sie allein der Vorsorge dient. Der Arzt kann sie nur abrechnen, wenn er eine Diagnose angibt – und genau das tun viele, sagt Birkner. Krankenkassen würden das Vorgehen tolerieren, statt das Problem grundsätzlich anzugehen.

„FARKOR“ soll das ändern: Das Projekt, das mit rund elf Millionen Euro aus dem Innovationsfonds gefördert wird und bis März 2020 läuft, ist als Modell angelegt. Es kann auf ganz Deutschland ausgeweitet werden, wenn es sich bewährt. Dazu wird es wissenschaftlich begleitet. Derzeit können nur junge Menschen mit hohem familiären Risiko in Bayern teilnehmen. Sie wenden sich dazu an einen Arzt, der bei dem Projekt mitmacht, unter www.darmkrebs-in-der-familie.de.

Insgesamt wurden 15 000 Mediziner um eine Teilnahme gebeten. Sie müssen zuvor eine Fortbildung absolvieren. Denn: Sie sollen Patienten zu ihrem Risiko genau beraten können – und zu ihren Vorsorge-Möglichkeiten: Dazu gehören etwa ein immunologischer Test auf Blut im Stuhl und die Darmspiegelung – beides für Projektteilnehmer kostenlos. Damit noch mehr junge Leute davon erfahren, erhalten demnächst rund 12 000 Darmkrebs-Patienten einen Brief ihrer Krankenkasse: Sie sollen ihre Angehörigen auf das Projekt hinweisen.

Für Dr. Christa Maar ist FARKOR eine Herzenssache. Schon seit 2001 kämpft sie für eine bessere Vorsorge für junge Menschen. Damals ist ihr Sohn Felix Burda mit 33 Jahren an Darmkrebs gestorben. Mit „FARKOR“ wäre der Krebs bei ihm vielleicht rechtzeitig entdeckt worden. Oder: Er wäre gar nicht erkrankt. „Darmkrebs ist der einzige Krebs, der sich verhindern lässt“, sagt Maar. Werden bei der Darmspiegelung „Polypen“ entdeckt – Veränderungen der Darmschleimhaut, oft Vorstufen von Krebs –, werden die entfernt. ANDREA EPPNER

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