Der Milchbauer des Jahres

von Redaktion

Josef Müller gehört nicht nur die offiziell schönste Kuh Bayerns. Nun darf er sich auch noch „Milchviehhalter des Jahres“ nennen – und zwar im gesamten deutschen Sprachraum.

VON TOBIAS GMACH

Oberostendorf – Wenn man Josef Müller auf Rihana anspricht, kommt er ins Schwärmen: „Sie hat lange Beine, perfekte Maße und eine tolle Flanke. Und sie ist unheimlich leutselig. Ich könnte mit ihr problemlos durch die Münchner Fußgängerzone spazieren. Sie würde mir folgen wie ein Hündchen.“

Der Landwirt aus Oberostendorf (Kreis Ostallgäu) spricht von der schönsten Kuh Bayerns. Dieser Titel wurde Rihana 2016 vom Zuchtverband verliehen, sie trägt ihn bis 2020. Sieben Jahre ist das Tier alt – und über 700 Kilo schwer. Rihana steht mit ihrer prächtigen Erscheinung sinnbildlich für die vorbildliche Zuchtarbeit von Müller und seiner Familie.

Seit Donnerstagabend trägt der 46-Jährige selbst einen Titel: Im Rahmen des „Ceres Awards“ wurde er bei einer Gala in Berlin zum Milchviehhalter des Jahres gekürt. Der Preis gilt als der bedeutendste für Landwirte im gesamten deutschen Sprachraum. „Das ist olympisches Gold“, sagt Müller. Ausgezeichnet wurde auch ein anderer Bayer: Alois Stefan Penninger aus Fürstenzell (Kreis Passau) gewann in der Kategorie Manager.

Müller lebt die Verbundenheit zur Natur und den Tieren. „Alle Kühe haben Familienanschluss“, sagt er. „Wenn es ihnen gut geht, geht es auch uns gut.“ Rund um die Uhr kümmern er, seine Frau und seine Kinder sich um die 95 Braunviehrinder, die Müller liebevoll „Blondinen der Milchviehhaltung“ nennt.

Vor 22 Jahren übernahm er den Hof, auf dem er seine Kindheit verbrachte, von seinem Onkel. Seit 250 Jahren ist er in Familienbesitz. Das Landwirtschaftsministerium und McDonald’s drehten dort ihre Imagefilme. Früher lag der Betrieb mitten im Dorf. Nach der Verlagerung an den Ortsrand interessierten sich Investoren für den Grund – doch Müller baute lieber selbst ein „Haus der Gesundheit“. So verhalf er dem Hausarzt in dem 1400-Einwohner-Ort zu neuen Räumen und schuf nebenbei drei barrierefreie Wohnungen. Die Leidenschaft, die Müller als Milchbauer verkörpert, schenkt er auch seiner Heimat: „Ich wollte dem Dorf etwas zurückgeben.“

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