Waldram – 40 Kilometer südlich von München ist am Sonntag ein Erinnerungsort eingeweiht worden, wie es wenige gibt: das Badehaus im Wolfratshauser Ortsteil Waldram. Der katholische Weihbischof Wolfgang Bischof, die evangelische Landesbischöfin Susanne Breit-Keßler sowie Rabbiner Steven Langnas segneten die neue Gedenkstätte. Der Name der Dokumentationsstätte geht auf das Herzstück des Hauses zurück, eine so genannten Mikwe, die Juden, die den Holocaust schwer traumatisiert überlebt hatten, nach dem Krieg als Ritualbad diente.
„Waldram birgt einen historischen Schatz, in dem sich die jüngste Vergangenheit wie einem Brennglas spiegel“, sagte Sybille Krafft, Vorsitzende des Vereins Bürger fürs Badehaus. Ab 1940 errichteten die Nationalsozialisten im Wolfratshauser Forst eine NS-Mustersiedlung für Rüstungsarbeiter, die nebenan, im heutigen Geretsried, Munition für den Zweiten Weltkrieg herstellten. Nach dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes führte genau dort der Todesmarsch der Dachauer KZ-Häftlinge vorbei, viele Todgeweihte erlebten in Föhrenwald – so der damalige Name – ihre Befreiung. Dann wurde das Gelände in der amerikanischen Besatzungszone zu einem Lager für jüdische „Displaced Persons“, Heimatlose, die die geplante Vernichtung der Juden in Europa überlebt hatten. Anschließend wurden ab 1957 meist katholische, kinderreiche Heimatvertriebene angesiedelt und der Ort in Waldram umbenannt.
Beim Festakt wurde immer wieder der knapp 400 Mitglieder fassende Verein Bürger fürs Badehaus gelobt, der sich bei seinem jahrelangem Einsatz für das Projekt von keinem Widerstand entmutigen ließ. Der Präsident des Zentralrats deutscher Juden, Josef Schuster, lobte die Ausstellung und die multimediale Vermittlung der Inhalte als „rundum gelungenes Konzept“. US-Generalkonsulin Meghan Gregonis begrüßte die vielen aus den Staaten nach Wolfratshausen gereisten Zeitzeugen und lobte, dass hier „etwas ganz Besonderes“ gelungen sei. Und Florian Herrmann, Staatsminister für Bundesangelegenheiten, betonte wie wichtig ein Ort wie das Badehaus in Zeiten ist, in denen der Sinn der Erinnerung in Frage gestellt wird.