FC Bayern wirbelt Staub auf

von Redaktion

München – Es klirrt, es scheppert, es kracht an der Weinstraße. Wo man sich Anfang des Jahres noch gemütlich auf ein Bier traf, klafft heute eine Baulücke – eine Wunde im Stadtbild. Nach 23 Jahren musste Gastwirt Sepp Krätz sein Traditionslokal, den Andechser am Dom, zusperren. An seine Stelle soll ein Neubau rücken – eine Erlebniswelt des FC Bayern München. Die Nymphenburg Immobilien AG plant das Projekt.

Vor vier Wochen rollten die ersten Bagger an. Meter für Meter fraßen sich die Maschinen durch das Gemäuer, zwickten Decken ab und brachten Wände zum Einsturz. Das Bild, das die Baustelle zeichnet, ist spektakulär: alte Mauern, Ziegelsteine, Stahl. Dahinter ragt die Frauenkirche in den Himmel. Doch nicht alle Bürger jubeln. Vor allem den Anwohnern stinkt die Baustelle.

„Wir müssen jeden Tag mindestens einmal unsere Scheiben putzen“, sagt Sonja Boy (62), langjährige Mitarbeiterin der Boutique Strauss gegenüber der Baustelle. „Der Staub legt sich in die Ritzen, auf den Boden und die edlen Klamotten“, erzählt sie. Am schlimmsten sei die Phase der Entkernung gewesen. Unablässig krachten da Betonklötze zu Boden und Stahlplatten klirrten. „Der Lärm ist ganz schön an die Substanz gegangen“, sagt Boy. „Ich bin froh, wenn der Abriss endlich abgeschlossen ist.“

Sibylle Krämer ist den Baulärm fast schon gewohnt. In den vergangenen Jahren wurde das Gebäude gegenüber ihrem Blumenladen nach und nach entkernt, abgerissen und innerhalb kürzester Zeit wieder hochgezogen. Vor vier Wochen rückten die Baumaschinen ein weiteres Mal an – eine Hausnummer weiter, an der Weinstraße 7. „Nervig“, findet die Floristin, „jetzt geht das Gebaggere und Gebohre von vorne los.“

Am anstrengendsten sei der Baulärm. „Wenn man den ganzen Tag beschallt wird, ist man am Abend kaputt“, berichtet Krämer. Auch ihre Kundschaft sei gestresster als sonst. „Wer zu uns in den Laden kommt, muss auf seinem Weg an mindestens drei weiteren Baustellen vorbei.“ Hinzu kämen die Menschenmassen in der Stadt. „Das schlaucht.“

Markus Wienchol, stellvertretender Bauleiter und Mitglied der Nymphenburg Immobilien AG, versteht den Unmut der Münchner. „Wir tun alles, um die Unannehmlichkeiten für die Anwohner gering zu halten“, versichert er. Der Staub etwa werde direkt mit Wasser gebunden. „Ein Vorhang schirmt die Baustelle von den angrenzenden Geschäften ab.“ In zwei bis drei Wochen sei das Schlimmste überstanden. Im Herbst 2020 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Für Irina und Peter Viehmeier ist das Bauvorhaben an der Weinstraße „ein Unding“. Schließlich kommen die Frankfurter vor allem wegen der alten Häuser gern nach München. „Da bleibt bloß zu hoffen“, so die 27-Jährige, „dass der Neubau ins Stadtbild passt.“ SARAH BRENNER

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