München/Berlin – Die große Koalition in Berlin verschiebt das ursprünglich ab Januar geplante Verbot der Kastration von Ferkeln ohne Betäubung. CDU/CSU und SPD verständigten sich nach Unionsangaben am Freitag auf einen Gesetzentwurf, mit dem die Übergangsfrist bis zum vollständigen Verbot um zwei Jahre verlängert wird. Grund seien fehlende Alternativen, was viele Schweinehalter ihre Existenz kosten könne. Die Koalitionsspitzen hatten sich bereits Anfang Oktober auf eine längere Übergangsfrist geeinigt.
Unionsfraktionsvize Gitta Connemann erklärte, es gebe derzeit keine marktgängige oder praktikable Alternative. Erforderliche Tierarzneimittel seien noch nicht zugelassen, alternative Verfahren würden bislang von Handel und Verbrauchern nicht akzeptiert. „Ohne ein Handeln des Gesetzgebers würden gerade die kleinen Höfe ab dem kommenden Jahr vor einem unlösbaren Problem stehen“, argumentierte sie. Die Ferkelerzeugung werde dann ins Ausland abwandern.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter wies diese Argumentation zurück. „Natürlich gibt es Alternativen, die längst von Wissenschaftlern, Tier- und Verbraucherschützern anerkannt sind – zum Beispiel die Kastration unter Narkose.“ Die Fleischindustrie stemme sich dagegen, um Kosten zu sparen. dpa