CSU liefert sich Wettkampf um Europa-Plätze

von Redaktion

München – Während Bayerns Familien ihre Martinsgans genießen, hat die CSU miteinander ein Hühnchen zu rupfen. Am Martinstag, Sonntag, 16 Uhr, kommen Spitzenpolitiker in der Münchner Parteizentrale zusammen, um sich irgendwie auf eine gemeinsame Europakandidaten-Liste zu einigen. Es riecht nach Kampfkandidaturen und unerfüllten Karriereplänen.

Die Liste regelt, in welcher Reihenfolge Kandidaten ins EU-Parlament einrücken. Die formale Listenreihung findet am 24. November in München statt, das streng interne Auskarteln am Martinstag ist aber vorentscheidend. Der Wähler kann 2019 die Reihenfolge der Kandidaten dann nicht mehr ändern. Das erklärt, warum die Listenplätze so umkämpft sind.

Unter dem Eindruck des niedrigen Frauenanteils im Landtag kommt die CSU wohl nicht umhin, ein Reißverschluss-Verfahren für ihre Europaliste anzuwenden. Nach vorne sollen die amtierenden Abgeordneten Manfred Weber, Angelika Niebler, Markus Ferber und Monika Hohlmeier kommen. „Ab fünf knallt’s“, sagt ein Beteiligter. Da will der Münchner Bernd Posselt antreten. Der 62-Jährige, unterstützt vom Bezirksverband und den Sudetendeutschen, gilt als großer Kenner. Seit er 2014 ganz knapp aus dem Parlament flog, reiste er auf eigene Kosten beharrlich zu den Sitzungen nach Straßburg und hielt Kontakt. So viel Leidenschaft ist in Parlamenten selten.

Um Platz 5 kämpft aber genauso Christian Doleschal (30), nominiert von seiner CSU Oberpfalz und der Jungen Union. „Anspruch der JU in Bayern ist definitiv mindestens ein Platz unter den ersten fünf“, sagt er. Das habe auch mit nötiger „Erneuerung und Verjüngung der Partei“ zu tun. Doleschal gilt, falls er ein Mandat erhält, auch als möglicher nächster Landesvorsitzender der JU.

Auch auf Platz 6 kann es eine Überraschung geben. (Spätestens) hier will Marlene Mortler angreifen, Agrarpolitikerin im Bundestag und Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Die 63-Jährige will sich am Samstag von der CSU Mittelfranken, ihrer Heimat, nominieren lassen. (Kurioses Detail: Wechselt Mortler nach Europa, wäre Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ihr Nachrücker für den Bundestag.) Für einen der Plätze kandidiert zudem Christian Staat (34) aus Unterfranken, Büroleiter des EU-Kommissars Oettinger.

Fünf bis sechs Mandate sind für die CSU realistisch. Zumal es einen Nachrücker geben wird, sollte Manfred Weber wie erhofft in die EU-Kommission einziehen.

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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