Wir Enten sind am Sonntag zu einem Fest eingeladen – und zwar bei den Gänsen auf dem Bauernhof in der Nähe des Sees. „Wir Gänse wollen feiern und endlich mit einem üblen Märchen aufräumen“, schnatterte mir mein Freund, der Ganter Eberhard. Man erzählt sich ja, Gänse hätten den heiligen Martin mit ihrem Geschnatter verraten, als er sich bei ihnen im Stall versteckt hatte. Daher käme der Brauch mit den Martinsgänsen. Doch zum einen hatte sich Martin nur versteckt, weil er zu bescheiden war, Bischof zu werden. „Vor allem aber ist die Geschichte mit den Gänsen nur eine Legende, die etwa 1000 Jahre nach dem Tod des Heiligen entstanden ist“, schnatterte Eberhard. Der Brauch mit den Martinsgänsen hat einen anderen Ursprung: Gänse haben die Zweibeiner schon lange in der Zeit um den Martinstag herum gegessen. „Das hatte aber nichts mit dem Heiligen zu tun, sondern mit der Jahreszeit“, schnatterte Eberhard. Um den Martinstag herum war die Zeit der Feldarbeit zu Ende. Die Angestellten bekamen ihren Jahreslohn und feierten Schlachtfeste. Zudem mussten die Bauern wie jedes Jahr die Pacht für ihre Felder bezahlen, was sie meist mit Lebensmitteln taten – und darunter waren oft auch Gänse, die jetzt im Herbst schön fett waren. Eure Paula