Las Vegas/Lengdorf – Nicht weit entfernt von einem Mini-Dorf namens Madrid verliert Julian Wittmann langsam den Glauben an sein Moped. Über 3000 Kilometer hat ihn die Zündapp aus den 60er-Jahren schon getragen. Der Auspuff ist runtergefallen, der Ständer locker geworden und die Schaltung gerissen. Und jetzt noch dieser Platten in der Einsamkeit New Mexicos.
Der Weg war steinig, nun aber sind Julian und sein Bruder Thomas aus Lengdorf (Kreis Erding) angekommen. Ihre Mission „von New York nach Las Vegas“ ist erfüllt. Einmal quer durch die USA, mit maximal 40 Stundenkilometern, auf zwei blauen Mopeds. Pure Entschleunigung. Elf Wochen waren die Brüder unterwegs, über 11 000 Kilometer haben sie auf Straßen und auf dem Schiff über den Atlantik zurückgelegt.
Immer in Lederhosen und Trachtenjankern. „Donald Trump wollte unsere Botschaft wahrscheinlich nicht hören“, sagt Julian Wittmann. Als die beiden ihre Zündapps am Weißen Haus in Washington vorbeischieben, werden sie sofort von bewaffneten Secret-Service-Mitarbeiter verwiesen. „Wir sahen wohl nicht vertrauenserweckend aus.“ Gern gesehen sind sie auch nicht auf der New Yorker Manhattan Bridge. Weil ihr Anhänger eine Panne hat, verursachen sie einen kilometerlangen Stau. Zur nächsten Werkstatt müssen sie den 80-Kilo-Trailer über den Asphalt schleifen. „Ich habe in meinem Leben noch nie etwas Anstrengenderes gemacht“, sagt Thomas Wittmann.
Den Trip prägen aber auch einzigartige Begegnungen: Da wäre der deutsche Auswanderer, der das Duo in Baltimore auf sein Schiff mitnimmt, der alte Hillbilly, der sie auf seiner Selbstversorger Farm übernachten lässt oder Roger Alan Wade. Der bekannte Country-Sänger verschafft Julian Wittmann sogar einen Auftritt im Musik-Mekka Nashville. Natürlich singt der 25-jährige Lengdorfer ein bairisches Ständchen.
Ein Kamerateam hat die beiden begleitet, 500 Stunden Videomaterial sind im Kasten. Die Doku „Ausgrissn“ soll 2019 im Kino laufen. Übrigens: Ein Rocker der „Hells Angels“ bot an, den Platten bei Madrid zu reparieren. „Aber das war nicht seine Stärke“, erzählt Julian Wittmann. „Dann haben wir es halt selbst gemacht.“ ar/gma