München – Mit der Ernte in diesem Jahr kann Stefan Pabst durchaus zufrieden sein. Der Kartoffelbauer vom Mitterwiedenhof bei Vierkirchen im Landkreis Dachau hat den Dürre-Sommer gut überstanden. „Wir haben hier wirklich Glück gehabt.“ Weil die Region nördlich von München im Juli noch eine Ladung Regen abbekommen hat, ist die Ernte bei den dortigen Kartoffelbauern nur geringfügig schlechter ausgefallen als im Durchschnitt. Nicht alle Kartoffelbauern in Bayern sind so glimpflich davongekommen.
„Man kann sagen, die A 9 ist die Grenze“, sagt Roland Graf vom Bayerischen Bauernverband. Westlich davon, in Oberbayern und Schwaben kam rechtzeitig der Regen. Aber in Niederbayern und der Oberpfalz lagen die Ernteausfälle bei bis zu 50 Prozent. Insgesamt fiel die Kartoffelernte in Bayern heuer um etwa 15 Prozent schlechter aus als im Vorjahr. Und weil es in weiten Teilen Europas zu wenig Regen gab, sind deutlich weniger Knollen auf dem Markt. Das schlägt sich auf den Preis nieder.
Rund 84 Cent muss der Kunde im Supermarkt derzeit für Kartoffeln in Kleinverpackungen bezahlen. Ein Anstieg um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. Damals lag der Preis noch bei rund 55 Cent, wie Christoph Hambloch vom Agrarmarkt-Informationsdienst berichtet. „Das sieht auf den ersten Blick dramatisch aus, liegt aber im Rahmen der üblichen Schwankungen“, sagt Roland Graf. Im Schnitt liege der Kartoffelpreis im Supermarkt zwischen 60 und 70 Cent. Im Vorjahr sei die Ernte überdurchschnittlich gut gewesen, deshalb der günstige Preis für den Verbraucher. Ein gutes Erntejahr muss aber nicht zwingend gut für die Landwirte sein. „Gerade zum Ende des vergangenen Jahres waren die Preise für die Landwirte miserabel“, sagt Graf.
Die Kartoffel ist eine empfindliche Knolle, Preisschwankungen am Markt sind keine Seltenheit. Viele Landwirte vermarkten ihre Ernte deshalb teilweise vorab zu festen Preisen – um in schlechten Jahren ihre Kartoffeln nicht verramschen zu müssen. Doch in Jahren wie heuer, wo der Erzeugerpreis mit rund 25 Euro pro 100 Kilogramm fast fünfmal so hoch liegt wie im Vorjahr, können die Verträge zum Problem werden: Wenn feste Liefermengen vereinbart wurden, die wegen der teils massiven Ernteausfälle nicht eingehalten werden können. Dann muss der Landwirt für viel Geld nachkaufen.
Bauern wie Stefan Pabst mit durchschnittlicher Ernte geht es heuer dagegen gut. Die Verträge können gehalten werden und es bleibt noch etwas übrig, das zum höheren Preis verkauft werden kann. „Das gleicht das vergangene Jahr ganz gut aus“, sagt Pabst. Dass im Supermarkt nun auch optisch nicht ganz einwandfreie Kartoffeln landen, die in Jahren mit besserer Ernte aussortiert worden wären, findet Pabst richtig. „Es wird ohnehin zu viel weggeworfen.“