Feldafing – Geld, Schmuck, Uhren, Luxus-Handtaschen – eine 39-jährige Putzfrau soll ihre wohlhabenden Arbeitgeber zwischen Juli 2016 und Januar dieses Jahres immer wieder bestohlen haben. Die Beute, die sie in den Villen ihrer wohlhabenden Auftraggeber machte, hatte einen Wert von über 400 000 Euro.
Auf die Angeklagte gekommen sind die 13 betroffenen Familien rund um den Starnberger See über Anzeigen in Internetportalen. Dort inserierte sie als „Anna“, „Agnes“ oder „Tamara“. Immer unter falschem Namen – ursprünglich, wie sie sagt, nicht in der Absicht, die Familien, die sie vertrauensvoll in ihr Haus ließen, zu bestehlen. Die Taten aber weisen einige Gemeinsamkeiten auf: Die 39-Jährige schaltete Annoncen und kam zum Probeputzen vorbei. Kurze Zeit später, meist innerhalb einer Woche, stahl sie Bargeld oder Wertgegenstände aus den Haushalten und verschwand.
Interessante Einblicke gibt die Anklage auch in die Verhältnisse, die in den betroffenen Haushalten in Starnberg, Feldafing und Hechendorf wohl geherrscht haben mussten: Neben teuren Manschettenknöpfen, Handtaschen und Schmuck entwendete die Angeklagte auch größere Summen Bargeld, die in Schachteln oder Briefumschlägen frei zugänglich herumlagen. Im ersten Fall etwa umgerechnet 15 000 Euro in der Währung Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate, die in einem Kuvert im Schreibtisch lagen. In einem anderen Fall 7000 Euro aus einem Karton in einer Arbeitsecke oder später auch Goldmünzen und eine Brosche für 11 000 Euro. Den größten Coup jedoch landete sie bei ihrer letzten Tat Anfang diesen Jahres: Damals soll die Mutter einer 14-jährigen Tochter in Berg Schmuck und Bargeld im Wert von rund 306 000 Euro gestohlen haben.
„Ich habe keinen anderen Ausweg gesehen“, sagte die zermürbt wirkende Angeklagte gestern. 2004 sei sie schwanger geworden, aber der Vater des Kindes habe schon eine Familie gehabt und keinen oder nur sehr sporadisch Unterhalt gezahlt. „Ich habe ihm mehrfach Geld gegeben, weil ich gehofft habe, dass er sich dann öfter um unsere Tochter kümmert“, berichtete sie mit brüchiger Stimme. Das Stehlen sei so eigentlich gar nicht geplant gewesen. Sie sei nach einem abgebrochenen Jurastudium und ohne Ausbildung in Not gewesen.
Und dabei hätte die Vita der jungen Frau vielleicht auch eine ganz andere Richtung nehmen können: Ihr Bruder war Polizist, sie selbst Jurastudentin – ihre Rechtsauffassung muss früher wohl eine andere gewesen sein. Doch dann brach die 39-Jährige ihr Studium ab und arbeitete im Niedriglohnsegment, als ihre Tochter kam. Das ging eine ganze Zeit gut, bis sie dem Kindsvater 20 000 Euro geliehen hat. „Das hat mich selbst in große Schwierigkeiten gebracht“, gab die gebürtige Polin als Grund dafür an, mit den Diebstählen und Betrügereien angefangen zu haben.
Ein unbeschriebenes Blatt ist die junge Frau nicht, sie ist einschlägig vorbestraft wegen Geldwäsche, Computerbetrugs und Betrugs beim Arbeitslosengeld. „Ich musste meine Tochter durchbringen“, sagte die Angeklagte nur dazu. Jetzt erwartet sie eine mehrjährige Haftstrafe. Der Prozess dauert an.