Asten – Erst vor einigen Jahren hatte Asten (Landkreis Traunstein) Schlagzeilen gemacht: Ausgerechnet jenes Wirtshaus, das seit 1838 als kultureller Mittelpunkt des Ortes galt, drohte nach Pächterwechseln zu verkümmern. Da kaufte es die Stadt Tittmoning der Eigentümerin ab, bildete eine Projektgruppe und rief eine Genossenschaft ins Leben. „Inzwischen sind es über 500 Anteilseigner, und die Wirtschaft ist rundum saniert“, freut sich Tittmonings Bürgermeister Konrad Schupfner. Und weil zu einem Wirtshaus Musik gehört, schlossen sich 30 Musikanten zusammen, die dort regelmäßig altbayerische Lieder spielen. Unter anderem beim Vatertags-Frühschoppen an Christi Himmelfahrt geht es in dem Ort hoch her.
Was mit einer intakten Dorfgemeinschaft alles gelingen kann, macht den Rathaus-Chef stolz. „Kleinere Einheiten tun sich leichter, gemeinsam ehrenamtlich zu agieren“, findet er. „In Asten spürt man Zusammenhalt und Sozialkompetenz.“ Rund 15 der 550 Einwohner nahmen das Ruder in die Hand und brachten Astens volles Potenzial zur Geltung. „Die Dorfgemeinschaft ließ abgenutzten Asphalt durch Pflastersteine ersetzen und legte einen verschwundenen Dorfbrunnen frei, der mit der Geschichte des Dorfes zusammenhängt“, berichtet Schupfner. Außerdem arbeiteten Astner Bürger ein Heimatbuch aus. Es erzählt die Geschichte ihres Jahrhunderte alten Ortes, das im „Rupertiwinkel“ oberhalb des Salzachtals auf einem Moränenhügel liegt. Die sehenswerte Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit ihrem weit sichtbaren Zwiebelturm ist als Zeugin der spätgotischen Epoche erhalten geblieben. Auch der Ortsname ist geschichtsträchtig: „Asten“ leitet sich vom althochdeutschen awist ab, was auf seine ursprüngliche Nutzung als Schafweide hinweist. Wer die Historie der Ortschaft zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden möchte, dem bietet der liebevoll angelegte „Eiszeitweg“, ein zehn Kilometer langer Rundweg mit Info-Tafeln, Gelegenheit dazu.
Die Auszeichnung beim Landesentscheid hat in Asten große Freude ausgelöst. Zusätzlich zur Silbermedaille überreichte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber am Samstag in Veitshöchheim (Landkreis Würzburg) den Ortsvertretern einen Sonderpreis von 3000 Euro, wovon die Dorf-Wirtschaft profitieren soll.
Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ wird seit 1961 ausgetragen. Wie beliebt er ist, zeigt das große Interesse: Seit den 60er-Jahren haben sich mehr als 27 000 Ortschaften in Bayern daran beteiligt. Diesmal nahmen 237 bayerische Dörfer teil, die meisten davon aus Oberfranken (85 Dörfer), nur sieben aus Oberbayern.
„Der Einsatz aktiver Dorfgemeinschaften trägt maßgeblich dazu bei, ein lebenswertes Umfeld auf dem Land zu fördern“, lobte die Landwirtschaftsministerin in ihrer Laudatio. Sie bezeichnete den Wettbewerb als „bedeutendste Bürgerinitiative Bayerns“.
Mit Gold zeichnete die Ministerin drei bayerische Orte aus: Gestratz (Kreis Lindau), Niederwinkling (Kreis Strauben-Bogen) und den Iphofener Ortsteil Hellmitzheim (Kreis Kitzingen). Sie haben gezeigt, dass sie weit mehr sind als ein ansehnliches Freilichtmuseum, und zwar intakte Ortschaften mit Zusammenhalt von Bürgern, Vereinen, Gewerbe und Verwaltung. Die Goldgewinner bekommen jeweils 5000 Euro Preisgeld und dürfen Bayern nun beim Entscheid auf Bundesebene vertreten.