München – Als Sturmtief „Vaia“ am 30. Oktober über Mitteleuropa hinwegfegte, hinterließ es eine Spur der Verwüstung. In vielen Landkreisen in Oberbayern heulten die Sirenen im Minutentakt, zahlreiche Bäume hielten den Böen nicht stand. Doch noch heftiger als in Bayern wütete Vaia in Österreich und Nord-Italien. Ganze Wälder im Alpenraum wurden verwüstet. Das hat Folgen für Bayerns Waldbesitzer.
„Südlich der Alpen lagern jetzt riesige Mengen an Schadholz“, sagt Johann Killer von der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen. Er rechnet mit einer Größenordnung von bis zu 30 Millionen Kubikmetern. „Weil es in den südlichen Ländern aber kaum Sägeindustrie gibt, wird dieses Holz wohl nach und nach an Sägewerke nördlich der Alpen geliefert werden.“ Und das ist aus Sicht der bayerischen Waldbesitzer ein Problem. „Das setzt den Holzmarkt massiv unter Druck.“ Schon jetzt seien die Preise beim Kurzholz, also bei Stücken von vier bis fünf Metern Länge, um ein Drittel unter dem Vorjahresniveau. „Das reicht kaum mehr, um die Kosten für das Fällen und den Transport zu decken.“ Neben den Sturmfolgen setzt ein weiterer Störenfried den Holzmarkt unter Druck: Der Borkenkäfer hatte dank des trockenen Sommers ideale Bedingungen. „Die bayerischen Waldbesitzer haben wirklich gut dagegen gehalten“, sagt Killer. „Aber nicht überall in Mitteleuropa ist es so gut gelaufen.“ Mit gigantischen 80 Millionen Kubikmetern Käferschadholz rechnet Killer. Die Waldbesitzervereinigung rate derzeit ihren Mitgliedern, kein weiteres Holz auf den Markt zu bringen, um den Preisverfall nicht noch zu beschleunigen. „Aber manche haben gar keine Wahl“, sagt Killer. „Sie müssen schlagen, weil ihre jungen Bäume Licht brauchen.“
Die Bayerischen Staatsforsten haben bereits auf die Marktlage reagiert und den Einschlag beim Fichtenstammholz nach unten korrigiert. „Außerdem werden wir alle erdenklich möglichen Anstrengungen unternehmen, um die Borkenkäferschäden auch im nächsten Jahr so gering wie möglich zu halten“, betont ein Sprecher der Staatsforsten. Der extreme Sommer zeige, wie wichtig es ist, die Wälder umzubauen und widerstandsfähiger zu machen.
Doch selbst bei den Sägewerken, die vom günstigen Holzpreis eigentlich profitieren, sind nicht alle glücklich. Das mittelständische Sägewerk Kogler in Kreuzpullach (Kreis München) verarbeitet für seine Dachstühle vor allem Langholz, hier sind die Preise bislang noch stabil. „Unser Vorteil ist, dass die Großsägewerke im Moment viel exportieren“, sagt Geschäftsführer Klaus Widmann. Aber er fürchtet bereits, dass der Export langsam bröckeln wird. „Und dann drücken die Großunternehmen auch auf den heimischen Markt.“
Entspannung ist zumindest kurzfristig nicht in Sicht. Bei den Bayerischen Staatsforsten rechnet man mit noch mindestens zwei Jahren, in denen zu viel Holz auf dem Markt ist. Johann Killer sieht das ähnlich. „Zwei bis drei Jahre wird die Situation noch anhalten. Wir hoffen auf Besserung.“