Meiling – Im Prozess um den Raubmord von Meiling (Kreis Starnberg) hat Staatsanwältin Karin Jung gestern für alle acht Angeklagte der Froschbande auf Mord plädiert. Sie forderte lebenslange Freiheitsstrafen und bat das Landgericht München II um die Anerkennung der besonderen Schwere der Schuld.
„Jeder hat einen Mord verwirklicht“, fand Jung klare Worte für das Geschehen im September 2015. Mit unglaublicher Brutalität hatten acht Rumänen nachts ein älteres Ehepaar in ihrem Haus überfallen. Den Mann (72) schlugen sie tot, seine Frau (70) überlebt schwerst verletzt. Der Staatsanwältin gelang aufgrund zahlreicher DNA- und Blutspuren eine genaue Zuordnung der Tatbeteiligung. Dass zwei Männer nur als Fahrer agiert haben wollten, war angesichts der Absicht der Bande, dem Gewinnstreben um jeden Preis, ziemlich unwichtig. „Der Tod eines Tatopfers wurde billigend in Kauf genommen“, erklärte die Staatsanwältin.
Zuvor hatte sie den Überfall noch einmal rekonstruiert und mit Details der Gutachten angereichert. Demnach waren vier Angeklagte aus der Dunkelheit auf den 72-jährigen Hausherrn losgestürmt. Sie schlugen mit Fäusten, Holz- und Eisenstangen auf ihn ein. Sie zertrümmerten Schlüsselbein und Ellbogen und traten ihm eine Gesichtshälfte ein. Anschließend verfrachteten sie ihn in eine 0,82 Quadratmeter kleine Besenkammer. Auch seine Frau wurde nach schwersten Misshandlungen dort eingesperrt. Die Rechtsmediziner zählten später an ihrem Körper „47 voneinander abgrenzbare Gewalteinwirkungen“. Doch damit war das Martyrium noch lange nicht beendet. 51 Stunden war die 70-Jährige in dem Kammerl gefangen, bis sie von einem Zeitungsausträger gefunden wurde. „Sie hat auf der Leiche ihres Mannes ausgeharrt“, sagte Jung und fügte hinzu, dass man sich das kaum vorstellen könne, dass man es aber müsse. Welches Leid über die gesamte Familie hereingebrochen war, umschrieb ein Sohn des Ehepaars mit folgendermaßen: „Die Welt kam zum Stillstand.“ Man suche nach Antworten, werde aber nie eine finden.
Ein psychiatrischer Gutachter hatte zuvor den Männern volle Schuldfähigkeit attestiert. Dagegen sprach auch nicht die absolute Empathielosigkeit, mit der die Rumänen auf Raubzug gegangen waren und hinterher gefeiert hatten. Völlig emotionslos ließen sie auch den Prozess über sich ergehen. „Ich weiß es nicht, ob sie realisiert haben, dass sie jemanden umgebracht haben, es ist ihnen nicht anzumerken“, sagte die Staatsanwältin. Sie hatte zudem wenige Aspekte gefunden, die zu Gunsten der Angeklagten sprachen. Es gebe Teilgeständnisse, aber wirklich geständig sei keiner, sagte sie. Der Prozess wird am 10. Dezember mit den Verteidiger-Plädoyers fortgesetzt. Das Urteil soll eine Woche später fallen. ANGELA WALSER