Garmisch-Partenkirchen – Die bayerische Landeskirche will den Religionsunterricht attraktiver machen und mit einem umfassenden Reformkonzept die Menschen wieder neu in ihrem Lebensalltag erreichen. Die Kirche dürfe nicht ängstlich um ihr eigenes Überleben kreisen, sondern müsse „den Himmel über den Menschen offen halten“, sagte der kirchliche Planungsreferent Thomas Prieto Peral gestern vor der in Garmisch-Partenkirchen tagenden Landessynode. An diesem Auftrag solle sich das Reformkonzept „Profil und Konzentration“ (PuK) orientieren.
Zentrale Aufgabe von Kirche sei, Menschen ihre Ängste zu nehmen; dazu gehöre etwa, ihnen neue geistliche Erfahrungsräume zu öffnen und auch die Gottesferne zur Sprache zu bringen.
Spiritualität und Gottesdienst müssten im Leben der Kirche und in der Ausbildung einen „deutlich höheren Stellenwert“ erhalten, führte Prieto Peral aus. Bei Taufen, Trauungen, Beerdigungen müsse Kirche über ihre Organisation nachdenken: Die „oft wenig serviceorientierte Amtsstruktur“ von Kirche und Gemeinden sei ein Aspekt, warum Menschen sich zunehmend eher Agenturen anvertrauten. Die Zahl dieser sogenannten Kasualien nimmt seit den 1970er-Jahren ab, auch unter den Kirchenmitgliedern.
Zur weiteren Qualifizierung des Religionsunterrichts präsentierte Oberkirchenrat Detlev Bierbaum den 108 Synodalen ein umfassendes Strategiepapier. In Bayern gehen rund 340 000 Schüler und Schülerinnen in den evangelischen Religionsunterricht. Im Konzept „Religionsunterricht 2026“ werden 60 Detailvorschläge gemacht. So sollen etwa Lehrkräfte durch neue Bildungsangebote erreicht werden; die Unterrichtsversorgung soll gesichert und bei Pfarrern die Vereinbarkeit von Gemeinde- und Unterrichtsaufgaben verbessert werden. Schulreferenten vor Ort sollen in ihrer Schlüsselfunktion gestärkt werden. Zudem soll der Religionsunterricht geöffnet werden für mehr konfessionelle Kooperation mit katholischen Lehrkräften. Ein wichtiger Schritt sei auch die Entwicklung neuer digitaler Lehr- und Lernmittel, sagte Bierbaum.
Die vielfältigen sozialen Projekte im Kirchenkreis München und Oberbayern standen im Zentrum des Berichts von Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Oberbayern sei wunderschön, aber keine Idylle. Man sehe die Not „zwischen Seevillen und boomender Industrie nicht so schnell“. Es gebe aber viele kirchliche Orte, an denen jenen geholfen werde, die leicht übersehen würden: Die Bahnhofsmission, die Obdachlosenarbeit, die Tafeln, die Seelsorge an Kliniken oder in Gefängnissen. epd