Bad Tölz – Wer im nächsten Jahr mit dem Boot auf der Isar paddeln will, muss sich auf Einschränkungen einstellen. Bereits im Sommer hatte das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen auf anhaltende Beschwerden von Anwohnern und Naturschützern über den hohen Freizeitdruck auf der Isar reagiert und strengere Beschränkungen für den Bootsverkehr angekündigt. Dieses Vorhaben nimmt nun Gestalt an.
Die Mitglieder des Umweltausschusses des Kreistages haben am Montag eine Verträglichkeitsprüfung für 30 000 Euro bewilligt. Die Prüfung soll klären, ob und inwieweit sich die vielen Bootsfahrten auf die Isar und die Pflanzen und Tiere rundherum auswirken. Die Ergebnisse sollen die Grundlage bilden für eine Regelung, wann und wie Bootsfahrer auf der Isar paddeln dürfen.
Mitglieder des Isartalvereins und des Landesbundes für Vogelschutz hatten zuvor in der Sitzung das Ergebnis einer Zählung vom 4. August dieses Jahres vorgetragen: Demnach wurden an diesem Tag 1278 Bootsfahrer in 416 Booten an der beliebten Einstiegsstelle am Ickinger Wehr gezählt. „Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder achtsam mit der Isar und ihrer eigenen Sicherheit umgehen“, sagt Landrat Josef Niedermaier (FW). „Dass es dafür offensichtlich eine Regelung braucht, ist schade, aber unumgänglich.“
Karl Probst von der Schutzgemeinschaft „Rettet die Isar jetzt“ hält die Prüfung für eine gute Idee. „Man muss schließlich begründen können, wenn man etwas einschränken will.“ Probst hatte in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass der Bootsverkehr auf der Isar untragbare Ausmaße angenommen habe.
Mit Blick auf die vielen gewerblichen Anbieter, die auf der Isar Rafting-Touren, Junggesellenfahrten oder Teambuilding-Ausflüge anbieten, hat der Landkreis bereits im September reagiert. Gewerbliche Anbieter brauchen künftig eine Genehmigung, wenn sie Bootstouren im Landkreis anbieten wollen. Die neue Regelung gilt auch für Bootsverleiher. Erlaubt werden sollen nur noch Fahrten in einem bestimmten Zeitraum. Bei den Anbietern sorgt das für Kopfschütteln. Christian Kinzler vom Anbieter „Sport-Piraten“ kritisiert, dass die Regelung mit den gewerblichen Anbietern die Falschen treffe. „Wir betreiben da draußen Umweltbildung und haben gute Guides im Einsatz.“ Wenn es keine gewerblichen Angebote mehr gebe, würden die Menschen eben auf eigene Faust in Billig-Boote aus dem Supermarkt steigen. So verlagere sich das Problem nur. Kinzler plädiert für eine Art „Isar-Führerschein“ und einen Dialog mit den Gewerbetreibenden. Die „Sport-Piraten“ wollen neben dem Antrag für eine Genehmigung fürs nächste Jahr auch ein eigenes Gutachten in Auftrag geben, das beleuchten soll, ob die angebotenen Fahrten umweltverträglich sind.
Für Naturschützer Karl Probst ist das Genehmigungsverfahren „ein wichtiger Schritt, um die Sache in den Griff zu bekommen“. Rund um die Bootstouren auf der Isar habe sich eine kleine Industrie entwickelt. „Uns geht es nicht darum, das alles abzuwürgen. Aber es muss in sinnvolle Bahnen gelenkt werden.“ Die zeitlichen Einschränkungen müssten nun aber auch für private Fahrer gelten. „Vor allem nachts sollte Ruhe sein auf der Isar.“
Welche Einschränkungen auf Privat-Paddler zukommen, dürfte auch von den Ergebnissen der Prüfung abhängen. Landrat Niedermaier will dazu den Nachbar- und Isarlandkreis München sowie die Landeshauptstadt mit ins Boot holen, um die Prüfung mitzufinanzieren. Aus dem Landratsamt München heißt es, die Bereitschaft zur Mitwirkung sei vorhanden. Man wolle eine gemeinsame Lösung finden. Niedermaier denkt auch darüber nach, drei zusätzliche Isarranger-Stellen zu schaffen, um die künftige Verordnung zu kontrollieren.
Als erste Anliegergemeinde hat Lenggries eine Stellungnahme abgegeben, welche Auflagen sie sich künftig an der Isar wünscht: Darunter sind etwa ein Nachtfahrverbot ab 20.30 Uhr, eine Maximalbesetzung von zehn Personen pro Boot und ein absolutes Alkoholverbot.