Fast ein Drittel der Wildpflanzen gefährdet

von Redaktion

Berlin/München – In Deutschland steht fast ein Drittel der heimischen Wildpflanzen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Das geht aus einem Bericht des Bundesamts für Naturschutz (BfN) hervor, der gestern in Berlin vorgestellt wurde. Danach sind 30,8 Prozent von insgesamt 8650 Farn- und Blütenpflanzen, Moosen und Algen in ihrem Bestand gefährdet.

In den vergangenen 20 Jahren habe sich damit der Zustand vieler Wildpflanzenarten in Deutschland gravierend verschlechtert. Gezielte Natur- und Umweltschutzmaßnahmen führten aber auch zu Verbesserungen. So seien etwa die Kornrade und der Fransenenzian nicht mehr gefährdet. Insgesamt bleibe die Lage deshalb unverändert, heißt es im Bericht. Helfen gegen den Artenschwund könnte vor allem eine naturverträgliche Landwirtschaft.

Gründe für Verschlechterungen sehen die Wissenschaftler in erster Linie in zu hohen Nährstoffbelastungen. Das liege vor allem an Überdüngung in der Landwirtschaft sowie an Schadstoffen in der Luft, etwa durch Autoabgase. So lieben zum Beispiel Arnika, Wiesen-Küchenschelle, Ackerwildkräuter und das mittlerweile vom Aussterben bedrohte Flammen-Adonisröschen nährstoffarme Standorte. Dazu zählen auch Moore und Heiden. Bedrohte Pflanzen wachsen dort aber immer seltener, weil im Boden zu viele Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphor vorkommen – auch eingeschwemmt aus landwirtschaftlich genutzten Flächen.

„Ohne eine drastische Änderung der Agrarpolitik in Brüssel und fundiertem Gewässerschutz in Deutschland bleibt die Lage dramatisch“, sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Umweltweltverbandes BUND. Der immense Einsatz von Pestiziden und die Überdüngung von Äckern müsse gestoppt werden. Unverzichtbar sei auch die Einführung eines zehn Meter breiten schützenden Streifens entlang von Gewässern.

Auch die Umweltstiftung WWF sieht die Rote Liste als Mahnung. „Wir können es uns nicht leisten, über 30 Prozent der einheimischen Pflanzen zu verlieren, denn sie sind die Grundlage zahlreicher Nahrungsketten – letztlich auch der unseren“, sagte Vorstand Christoph Heinrich.

Verbesserungen für die Pflanzen gab es laut BfN-Bericht, weil sich zum Beispiel die Luftqualität änderte: Weil Kraftwerke weniger Schwefel ausstoßen, geht es nachweislich Moosen besser, die auf Bäumen wachsen. Bei Farn- und Blütenpflanzen ließ sich ein Schrumpfen der Bestände in den Gebieten aufhalten, die Schutzäcker oder Ackerrandstreifen haben. Das gilt zum Beispiel für die Kornrade oder die Dicke Trespe, früher typische Begleitpflanzen in Getreidefeldern.

Konsequenter Umweltschutz, der zum Rückgang der Schwefelemissionen führte, hat für viele Pflanzenarten wesentliche Erleichterung gebracht“, urteilt auch BUND-Chef Weiger.  dpa

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