Einschulung: Eltern haben die Wahl

von Redaktion

Eltern, deren Kinder im Spätsommer geboren sind, stehen zur Einschulung vor einer schweren Frage: Sollen ihre Kleinen schon mit fünf Jahren eingeschult werden oder gönnen sie ihnen noch ein Jahr im Kindergarten? Bislang gilt eine strenge Regelung, künftig haben die Eltern mehr Freiheit.

VON DIRK WALTER

München – Der neue Kultusminister Michael Piazolo (FW) will Eltern und Kindern bei der Einschulung mehr Zeit geben. Gegenüber unserer Zeitung kündigt er einen neuen Einschulungskorridor an – Kinder, die zwischen 1. Juli und 30. September sechs werden, haben künftig die freie Wahl zwischen Grundschule und einem weiteren Jahr Kindergarten.

Der Plan, den Sechsjährigen mehr Zeit zu geben, ist schon im Koalitionsvertrag skizziert. Es war ein Wunsch der Freien Wähler. Piazolo setzt ihn jetzt überraschend schnell um.

Zum kommenden Schuljahr 2019/20 werde ein Einschulungskorridor eingeführt. „Wir wollen Eltern von Kindern, die zwischen 1. Juli und 30. September geboren sind, die Möglichkeit eröffnen, die Letztentscheidung über die Einschulung zu treffen“, sagt der Minister. Diese Kinder sind künftig sogenannte „Kann-Kinder“. Die Kinder müssen zwar wie bisher auch an der Schule angemeldet werden.

Allerdings sind sie nicht automatisch schulpflichtig. Vielmehr berät die Schule die Eltern und überlässt es ihnen, ob ihr Kinder zum kommenden oder nächsten Schuljahr eingeschult wird. Die Eltern sollten ohne Druck frei entscheiden, was für ihr Kinder das richtige sei. „Das betrifft circa ein Viertel der einzuschulenden Kinder“, sagt Piazolo.

Bisher sind alle Kinder, die bis zum 30. September sechs Jahre alt werden, automatisch schulpflichtig. Sie können zwar auf Antrag der Eltern ein Jahr zurückgestellt werden, doch das ist bisher eher die Ausnahme. Piazolo erwartet, dass durch das neue Verfahren mehr Eltern als bisher ihr Kinder ein Jahr länger im Kindergarten lassen werden. Mit seiner Entscheidung geht Piazolo den genau umgekehrten Weg wie früher die CSU. Sie hatte in der Regierungszeit von Edmund Stoiber entschieden, dass ab dem Schuljahr 2005/06 der frühere Einschulungsstichtag (30. Juni) über fünf Jahre hinweg jährlich um einen Monat vorverlegt wurde. Die Erstklässler wurden also immer jünger. Der damalige Schulminister Ludwig Spaenle (CSU) stoppte das und legte den Einschulungsstichtag auf den 30. September.

Mit seinem Einschulungskorridor geht Piazolo „jetzt noch einen Schritt weiter, in Richtung mehr Flexibilität und mehr Zeit“.

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