Opposition: Detailkritik an „Überholspur“

von Redaktion

Kultusminister verteidigt sein Konzept – Bildungsausschuss mit AfD-Vorsitz

München – Zweifache Premiere im neuen Bildungsausschuss des Landtags. Erstmals stellte sich dort der neue Kultusminister Michael Piazolo (FW) den Abgeordneten, und erstmals wurde der Ausschuss von der AfD geleitet, genauer gesagt vom AfD-Abgeordneten Markus Bayerbach. Betont höflich und sachlich leitete er die Sitzung, Zwischenfälle gab es nicht. Die zweite AfD-Vertreterin Anne Cyron schwieg.

Das Beratungsthema – die Überholspur am neuen neunjährigen Gymnasium – war für ideologische Ausfälle allerdings auch nicht recht geeignet. Piazolo (FW) stellte das Grundkonzept gestern noch einmal vor. Kompromisslos gegen die Überholspur war kein Abgeordneter, allerdings gab es viele Nachfragen, gemischt mit Zweifel, zu Details. So äußerte sich die SPD-Abgeordnete Simone Strohmayr kritisch, ob es für die Überholer genug Zusatzunterricht gebe, damit sie letztendlich die 11. Klasse überspringen könnten. Zwei Stunden Seminar seien wohl zu wenig. Der FDP-Vertreter Matthias Fischbach argwöhnte, ob die Überholspur auch in kleinen Gymnasien zustande kommen werde. „Es wird an jeder Schule stattfinden“, sei also Pflicht, antwortete Piazolo. Er ging von einer Art Rechtsanspruch aus. Der Kritik der SPD-Abgeordneten Strohmayr entgegnete der CSU-Abgeordnete Otto Lederer mit dem Hinweis, eine komplette Klasse zu kompensieren, werde man „nie schaffen können“. Darum gehe es auch nicht. Die Überholspur sei ein „sehr guter Kompromiss“ und zeitlich für den Schüler zu bewältigen.

Widersprüchliche Einschätzungen gab es zur Frage, ob die Überholspur auch für „durchschnittliche Schüler“ geeignet sei, wie Lederer behauptete. Das klang am Vortag, als Piazolo das Konzept der Presse vorgestellt hatte, noch etwas anders. Piazolo antwortete mit einem Sowohl-als-auch. „Es ist nicht gedacht nur für Begabte, aber Leistungsbereitschaft muss natürlich da sein.“ Schließlich müsse der Schüler auch freiwillige Studierzeit einrechnen – wie viele Stunden, kontrolliere natürlich kein Lehrer. Die Befürchtung des AfD-Abgeordneten Bayerbach, schwächere Schüler könnten die Überholspur als „kostenlose Nachhilfe“ missverstehen, teilte Piazolo nicht. Sinn der Seminare sei nicht, Unterrichtsstoff zu wiederholen. Vielmehr gehe es darum, inhaltlich „vorzugreifen“ auch mit neuen Methoden wie E-Learning.  dw

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