Herbergssuche im Miniaturformat

von Redaktion

Große Krippen? Kann ja jeder. Manfred Basel wollte etwas basteln, was man auf Christkindlmärkten nur selten findet. Er baut Krippen im Miniaturformat. In Brillenetuis zum Beispiel. Oder in noch kniffligere Behälter.

VON ANDREA HAMMERL

Neuburg – Die Ideen sind Manfred Basel in den letzten 67 Jahren nie ausgegangen. Je ungewöhnlicher, desto bester, findet er. Kein Wunder also, dass er irgendwann zum Bastler ungewöhnlicher Krippen wurde. „Das Problem ist ja, dass schon jeder eine Krippe hat“, sagt er. Also hat er die Zweitkrippe erfunden. Und die darf natürlich nicht zu groß sein, es müsste sich eher um eine „Krippe to go“ handeln, überlegte sich Basel, als er vor rund vier Jahren eine Krippenausstellung besuchte.

Seine Idee kommt an. Besonders die Mini-Krippen, die er in Brillenetuis baut, sind ein Verkaufsschlager. Wenn Basel auf einen Christkindlmarkt fährt, hat er meist 20 bis 25 davon dabei. Und selten muss er wieder eine mit nach Hause nach Neuburg nehmen. Alle Brillenetui-Krippen sind Unikate. Es gibt sie in zwei Varianten: Entweder baut er die Krippe in den Deckel, oder ins Unterteil des Etuis. Er bevorzugt die Deckelvariante. „Dann ist die Krippe besser zu sehen“, erklärt er. Einen Nachteil hat das aber: Der Deckel wird schnell zu schwer und kippt, weshalb Basel zum Beschweren des Unterteils Steine verwendet, die er an der Donau oder in Steinbrüchen sammelt. Als weiteres Baumaterial benötigt er Island Moos und kleine Äste. Am besten solche, die dekorativ mit Flechten bewachsen sind. Am Island Moos schätzt Basel, dass es so elastisch ist und sich etwas zusammendrücken lässt, wenn der Deckel geschlossen wird. Alle Bestandteile der Krippe werden so ineinander geschachtelt, dass sich das Brillenetui in jedem Fall schließen lässt. Basel zeigt mit dem Finger neben das Krippengebäude. „Wenn hier ein Tannenbaum stünde, dann ließe sich das Etui immer noch zuklappen“, sagt er. Wenn das Moos sich beim Öffnen mal nicht mehr richtig aufrichtet, dann empfiehlt er, zur Wasserspritzflasche zu greifen, und es leicht zu befeuchten. „Dann wächst es wieder.“

Seine Krippen to go haben es schon auf Kreuzfahrtschiffe geschafft oder in Krankenhäuser. Besonders ältere Menschen sind von ihnen begeistert – wenn sie nicht mehr genügend Platz haben oder sich nicht mehr die Mühe machen wollen, ihre große Krippe aufzubauen. Aber Basel hat längst auch eine größere Krippe-to-go-Variante erfunden: Er hat sie in einen Kinderspielkoffer für Puppenkleider gebaut.

Noch kleiner als Brillenetui geht aber auch: Die kleinsten Krippen baut Basel in eine Walnussschale hinein. Viel mehr als Islandmoos und winzige Plastikfiguren passen nicht hinein in so eine halbe Nussschale. Damit das Moos wie Gras aussieht, zerkleinert er es in der alten Kaffeemühle, die er seiner Frau Ruth stibitzt hat. Die nimmt es mit Humor, schließlich sei die Kaffeemühle nicht das erste, was er zweckentfremdet hat. „Ich muss eine neue Vase für den Friedhof kaufen“, gesteht er. Weil er keine passende Plastikvase gefunden hat, hat er kurzerhand die alte Friedhofsvase unten abgesägt, um sie für sein kabarettistisches Musiktheaterstück „Die Zaubermaus“ nutzen zu können. Das meiste Material für seine Krippen sammelt er allerdings im Wald oder auch mal auf dem Wertstoffhof. Zum Beispiel die Metallrohre für seine bislang einzige Metallkrippe. Sie besteht aus Eisenrohren. Er hat sie geknickt – so dass die Krippenfiguren einen Kopf haben.

Auch einer besonderen Herausforderung hat er sich gestellt: eine Krippe in einer Buddelflasche. Mühsam musste er mit einer Pinzette in der Flasche alles zusammensetzen. „Da muss ich ganz vorsichtig mit dem Leim arbeiten“, erzählt Basel, „denn hinterher kommt man nicht mehr zum Putzen rein“. Nicht jeder hat Sinn für seine Krippen. Einmal hat sich eine Frau auf einem Weihnachtsmarkt beschwert, dass er ausstelle. Schließlich seien das keine richtigen Krippen. Basel nahm’s mit Humor. Nur vor einem hat er Respekt: vor seinen Enkelkindern. „Wenn die sich ankündigen, dann muss ich schnellstmöglich wegräumen“, erzählt er und schmunzelt. „Sonst wollen sie mithelfen.“

Artikel 1 von 11