München – Einkaufen, ohne dabei Unmengen an Verpackungsmüll anzusammeln, ist schon beinahe zur Kunst geworden. Besonders bei Fleisch- und Käsewaren kamen Kunden bisher kaum um die in Verruf geratene Plastikverpackung herum. Die Metzgerei-Kette Vinzenzmurr bietet jetzt eine Alternative zur Tüte an: die Umweltbox.
Dabei handelt es sich um eine Plastikbox, die die Kunden für 50 Cent erwerben können. Sie ist mehrfach verwendbar, für die Mikrowelle geeignet und kann in der Spülmaschine gereinigt werden. Die Kunden können aber auch eine eigene Box mitbringen und dort ihre Einkäufe verstauen. Der Clou an der Sache: Die Boxen kommen nicht direkt mit der Theke und dem Metzger in Berührung, sondern werden vom Kunden geöffnet und auf ein Tablett auf der Theke abgestellt. So wird sichergestellt, dass keine Keime von außerhalb hinter die Theke gelangen.
Von den Kunden wird die Idee sehr gut angenommen, berichtet Markus Brandl, Geschäftsführer von Vinzenzmurr. in einigen Filialen seien die Boxen, die es in zwei unterschiedlichen Größen gibt, schon ausverkauft und mussten nachgeordert werden. Für Brandl ist das wenig überraschend: „Ich habe regelmäßig E-Mails erhalten mit der Bitte, die Verpackungen zu reduzieren.“
Ganz vermeiden lassen sich Verpackungen aber nicht. Bei Lebensmitteln mit Edelschimmel wie Käse und Salami oder Fleischstücken, die noch saften, muss die Ware noch immer mit Verpackungsmaterial umwickelt werden, aber „alles in Absprache mit den Kunden“, wie Brandl versichert. Grundsätzlich sei die Branche aber auf einem guten Weg.
Das findet auch Andreas Gaßner, Obermeister der Metzger-Innung München. Bei der Müllvermeidung sieht er kleinere Familienbetriebe sogar im Vorteil gegenüber einem großen Betrieb wie Vinzenzmurr: „Ich denke, dass ein kleiner Betrieb das schon länger und unkomplizierter anbieten kann, weil ein großer Betrieb das wesentlich strenger und stringenter steuern muss.“ Vinzenzmurr-Geschäftsführer Brandl bestätigt: „Wir sind nicht die ersten, die das machen, und freuen uns, wenn wir Kollegen finden, die auf den Zug aufspringen.“
Den Schwerpunkt der Müll-Erzeugung, so Gaßner, bilden ohnehin nicht die Metzgereien, sondern die Supermarktketten: „Die Metzger geben eh schon möglichst wenig Müll weiter, indem sie aus der Theke offen verkaufen. Ich sehe bei uns nicht die Dringlichkeit, dass wir jetzt dadurch die Welt retten.“ Bei den Supermärkten hingegen „muss die Verpackung die Aussagekraft einer fehlenden Verkäuferin simulieren“, sagt Gaßner.
Beim Blick in die Kühlregale der Discounter ist dem Metzgermeister nur noch zum Heulen zumute: „Da tränen uns Metzgern die Augen. In der Single-Hauptstadt München brauche ich nicht mehr als vier Scheiben Parma-Schinken, da kommen dann auf 80 Gramm Ware 50 Gramm Verpackung. Das ist einfach falsch.“
So sieht das auch die Verbraucherzentrale. Deren Tipps zur Müllvermeidung beim Fleischkauf: Zur Theke statt zum Kühlregal gehen und den Metzger einfach darauf ansprechen, ob man die Ware in einen mitgebrachten Behälter packen kann. Beim Vinzenzmurr klappt das jetzt sicher.