Hand aufs Herz – sehnen Sie sich nicht auch manchmal nach einer „Haimlichkeit“? Oder haben Sie gar schon eine für sich reserviert? So Ende des Jahres soll das ja gar nicht so einfach sein, hört man! Allzu viele Menschen sehnen sich da nach ein bisschen Nähe und Wärme, und vom Weihnachtsgeld ist auch noch etwas übrig geblieben!
Jetzt aber Schluss der Wortspiele und keine Sorge: 1. Sie lesen noch gut, wir haben „Haimlichkeit“ tatsächlich mit „ai“ geschrieben und 2. wir behelligen Sie nicht mit unmoralischen Fragen! Unter einer „Haimlichkeit“ verstand man im alten bayerischen Wirtshaus nicht ein verdächtiges Frauenzimmer, sondern ein gemütliches Nebenzimmer. Dort, wo man Abstand fand vom harten Alltag, wo man sich zum Schafkopf, zum Kaffeekränzchen oder zum Debattieren zusammenfand.
Überhaupt war in früheren Zeiten vieles anders. Da ging man nicht in ein Lokal, zu dem man gerade Lust hatte – nein, man hatte nur dort Zutritt, wo man schichtenspezifisch dazu passte. Bauern in die Bauernwirtshäuser, Arbeiter in die Arbeiterschenken und das gehobene Bürgertum in die Brauerei- und Tafernwirtschaften. Einen Türsteher gab es auch schon, der hieß damals aber nicht Rambo oder Futzi, sondern Hausl, und konnte genauso grob zupacken.
Generell war die Hierarchie unter den Wirten groß. Gehobene Gastronomien wie der Alte Wirt in Moosach, die Kalte Herberg in Feldmoching oder die Tafernwirtschaft Obermenzing waren nicht nur Wirtshäuser, sondern Post- und Relaisstationen mit Dutzenden Pferden, mit Räumen für Zünfte und Gemeinderäte, mit Fremdenzimmern und Posthalter-Kammern, mit Metzgerei und Brauerei.
Vermögende Gastronomen wie der Weissbräu in Bruck oder der Posthalter in Schwabhausen hinterließen nach ihrem Tod nicht selten ein Barvermögen von bald hunderttausend Gulden, was einem Gegenwert von rund zwei Millionen Mass Bier entsprach.
Am unteren Rand der Wirteskala standen hingegen die Gassenschänken, die halb illegalen Winkelwirtschaften, die vagabundierenden Straßenköche und die Stopselwirte, die so wenig Bierumsatz machten, dass es sich nicht lohnte, ein Fass anzuzapfen und die deshalb nur Bier aus der Stopselflasche verkauften. Die hatten natürlich keine „Haimlichkeiten“ anzubieten, und wenn doch, dann tatsächlich verdächtige.
Dass man in solchen Kaschemmen gut daran tat, seine Gäste im Blick zu behalten, liegt auf der Hand und so berichtet der Barockprediger Abraham a Santa Clara von einer Wirtin, die „so finster wie ein Großmufti schauen konnte und ein solcher Kettenhund war, dass niemand unangebellter in die Gaststube treten mochte!“
Nun, solche Wirtinnen und Kellnerinnen gibt es heute selbstverständlich nicht mehr, Gastlichkeit ist oberstes Gebot, einem vergnüglichen Gasthausbesuch steht also nichts mehr im Wege – „haimlich“ oder nicht!