Integration läuft besser als gedacht

von Redaktion

Von wegen „Parallelgesellschaft“: Integration verläuft in Bayern einem Forschungsbericht zufolge oft erfolgreicher als im übrigen Bundesgebiet. Migranten bewerteten das Integrationsklima erstaunlich positiv. Allerdings fühlte sich jeder Vierte auch schon mal diskriminiert.

München – Mit den Ergebnissen einer Sonderauswertung des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) ist Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sehr zufrieden. In Bayern werde „sehr erfolgreiche Integrationsarbeit“ geleistet, sagte der Minister bei der Vorstellung des Berichts am Freitag in München. „Das trägt Früchte.“

Der SVR hatte 2018 zum zweiten Mal bundesweit eine repräsentative Befragung zum Stand der Integration durchgeführt. In Bayern wurden 2504 Personen befragt, davon je rund 500 mit türkischen Wurzeln, mit Aussiedlerstatus, mit EU-Herkunft und mit Herkunft aus Nicht-EU-Staaten.

Anders als es die häufigen Berichte über ausländische „Parallelgesellschaften“ vermitteln, haben die meisten der befragten Migranten oft Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Zumeist geschieht dies über die Arbeitswelt, also durch Kontakte mit deutschen Beschäftigten in Betrieben. Zudem nutzen 85,2 Prozent „überwiegend oder ausschließlich“ deutschsprachige Medien, um sich über Politik in Deutschland zu informieren. Türken weichen hier etwas ab, sie nutzen nur zu 75 Prozent Deutsch als Informationssprache. Das liegt an türkischstämmigen Frauen, die immerhin zu einem Drittel türkische Medien bevorzugen.

Abgefragt wurde auch das „Gefühl der Zugehörigkeit zu Deutschland“. 85 Prozent identifizieren sich emotional mit Deutschland, über die Hälfte der Befragten (51,6 Prozent) stimmte der Aussage „Insgesamt fühle ich mich Deutschland zugehörig“ sogar „voll und ganz“ zu. Insgesamt, so hielt auch Herrmann fest, nähern sich Migranten „in ihren Normvorstellungen denen der einheimischen Bevölkerung an“. Besonders ausgeprägt ist in Bayern ein Gefühl der Zugehörigkeit zum Wohnort. Neun von zehn Befragten mit Migrationshintergrund (89,1 Prozent) fühlen sich in der Stadt, in der sie leben, „eher“ oder „voll und ganz“ wohl. „Besonders auffällig ist das Gefühl der Zugehörigkeit zum Wohnort bei den Türkischstämmigen“, heißt es in der Studie.

Außerdem berichten die befragten Migranten etwas seltener von erlebter Diskriminierung. Allerdings: Immerhin 28 Prozent gaben an, Diskriminierung erlebt zu haben; im übrigen Bundesgebiet waren es 33 Prozent. Herrmann bilanzierte, „dass wir in Bayern integrationspolitisch auf dem richtigen Weg sind“. An einigen Stellen bestehe aber Handlungsbedarf.

In Bayern lebten 2017 etwa 3,05 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, was 23,8 Prozent der Bevölkerung entspricht. Damit liegt der Freistaat im Bundesdurchschnitt (23,6 Prozent). Seit 2005 wuchs die Zahl der Migranten in Bayern um 736 000 Personen (5,2 Prozent). In der Statistik enthalten sind noch nicht alle Geflüchteten, die 2015 und 2016 nach Bayern gekommen sind. Von den Migranten besitzen 47,3 Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft, 29,5 Prozent sind hier geboren. dw/epd

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