Jachenau von der Außenwelt abgeschnitten

von Redaktion

München – Das Winterwetter hat Bayern auch zu Wochenbeginn im Griff – das macht sich vor allem auf Straße und Schiene bemerkbar. Im Oberland stand der Zugverkehr am Montagmorgen weitgehend still. Die Bayerische Oberlandbahn (BOB) pendelte am Vormittag nur zwischen Tegernsee und Schaftlach. Für die Passagiere bedeutete das: Schienenersatzverkehr. „Wir haben uns gegriffen, was wir bekommen konnten, aber es gibt eben nur eine beschränkte Zahl an Bussen“, erklärte BOB-Sprecher Christopher Raabe.

Die BOB führte Erkundungsfahrten im Schneckentempo und ohne Fahrgäste durch, um zu sehen, wie weit die Züge kommen. Am Nachmittag wurden die Strecken München–Holzkirchen und Holzkirchen–Schaftlach–Tegernsee/Lenggries zumindest im Stundentakt wieder aufgenommen. Die Strecke Holzkirchen–Bayrischzell war dagegen noch nicht freigegeben. Räumtrupps der Deutschen Bahn waren im Einsatz, um mit Eisschnee überzogene, festgesetzte Weichen von Hand freizuschaufeln. Wann die BOB ihren regulären Betrieb wieder aufnimmt, konnte Raabe bis zum Abend noch nicht sagen.

Seit Samstagabend ist die Jachenau (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) fast komplett von der Außenwelt abgeschnitten – am Sonntagvormittag war der Ort zeitweise auch ohne Strom. Mehrere Bäume sind auf der Staatsstraße 2072, die in den Ort führt, umgeknickt. Das Straßenbauamt in Weilheim wagte am Montag noch nicht, die Straßen freizuräumen – das soll heute geschehen, wenn der Wind nicht zu stark ist.

Für Notfälle hält die Gemeinde die Süduferstraße des Walchensees von Niedernach nach Einsiedl frei. In Begleitung eines Schneepflugs sind hier gestern zwei Dialyse-Patienten zur Behandlung nach Bad Tölz gefahren worden. Auch die Milch, die die Landwirte nur zwei Tage lagern können, hat die Jachenau gestern auf diesem Weg verlassen. Gäste, die ihren Urlaub nicht weiter verlängern können oder wollen, dürfen zur Not ebenfalls die Süduferstraße benutzen. Bürgermeister Georg Riesch kann sich nicht erinnern, dass sein Dorf schon einmal so lange von der Außenwelt abgeschnitten war. Die Dorfbewohner bleiben trotzdem gelassen, sagt der Rathauschef.

Gelassenheit war auch an anderen Stellen gefragt: Es gab zahlreiche Sperrungen. Beispielsweise ist die B2 zwischen Unterhirschberg und Traubing (Kreis Starnberg) wegen der Gefahr von Schneebruch bis heute 17 Uhr nicht befahrbar. Die A8 musste am Montagnachmittag auf der etwa zehn Kilometer langen Strecke zwischen dem Siegsdorfer Ortsteil Schweinbach und Neukirchen (Kreis Traunstein) zeitweise gesperrt werden, damit ein Hubschrauber gegen Schneebruch eingesetzt werden konnte. Außerdem riss bei Siegsdorf eine Stromleitung an mehreren Stellen unter der Schneelast und fiel auf die Bundesstraße 306, die bis Inzell komplett gesperrt werden musste. Das Technische Hilfswerk arbeitete gestern daran, eine provisorische Schutzbrücke zu bauen.

Nun erwarten Meteorologen zwar eine kurze Atempause. Die nächste Unwetterlage stehe jedoch bevor: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erklärte, dass der Schneefall im Alpenraum zunächst nachlassen werde. Die Lawinengefahr sank am Montag in den Allgäuer, den Ammergauer und den Werdenfelser Alpen, auch die Unwetterwarnung wurde aufgehoben. Die Atempause wird allerdings nur von kurzer Dauer sein: Spätestens in der Nacht zum Mittwoch werde sich der Schneefall im Süden des Freistaats wieder intensivieren, erklärte ein DWD-Meteorologe. „Die nächste Unwetterwarnung für den Alpenrand steht bevor“, sagte er.  sis, fp,kb

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