Geretsried – Als „Abholer“ im kriminellen System falscher Polizisten hatte sich ein 40-jähriger Münchner schnelles Geld erhofft. Doch er landete im Gefängnis. Seinen mageren Verdienst von 2000 Euro bekam sein erstes Opfer aus Weingarten in Baden-Württemberg als Wiedergutmachung. Das wurde gestern im Prozess vor dem Landgericht München II publik.
Mit einer Gruppe von Gleichgesinnten hatte der Mann im Frühjahr 2017 etliche ältere Damen um Geld angegangen. Die Masche war immer die gleiche. Per Telefon wurden die Seniorinnen davor gewarnt, Opfer einer Straftat zu werden. Die falschen Polizisten – gelenkt durch Hintermänner in der Türkei – boten sich als „Retter“ an und animierten die Seniorinnen, Geld abzuheben und es ihnen zu überlassen. 15 000 Euro nahm der Münchner von einer 60-Jährigen in Weingarten, 18 000 Euro von einer 78-Jährigen in Geretsried an. Ein dritter Versuch scheiterte.
Die Weingartenerin, die im Prozess nicht als Zeugin gebraucht wurde, reagierte auf die Wiedergutmachung mit einem saftigen Brief. „Sie hat mich zur Sau gemacht“, kommentierte der Angeklagte das Schreiben, das Richterin Regina Holstein verlesen ließ. Unter anderem stand da: „Ich frage mich, was geht in einem Kopf vor, der sich darauf einlässt. Sie sind mit 40 Jahren kein Jungspund.“ Weiter warf sie ihm vor, er solle nicht glauben, dass ältere Menschen alles „alte Trottel seien, die man getrost über den Tisch ziehen dürfe“. Für seinen Beute-Anteil sitze er seit einem Jahr in Haft. „Das ist viel Aufwand für wenig Erfolg“, hielt sie ihm vor.
Als einstige Sekretärin hatte sie die Telefonate mit ihm und seinen Komplizen stets mitstenografiert. Kurz nach der Geldübergabe erkannte sie ihren Fehler, rief die echte Polizei an und übergab den Ermittlern ihre Aufzeichnungen. Dem Angeklagten droht wegen seiner Drogensucht eine lange Unterbringung in der Entziehungsanstalt. wal