Im Kreis Miesbach hat der Schnee für chaotische Verhältnisse gesorgt. Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) hat gestern den Katastrophenfall festgestellt. Die Schulen bleiben für den Rest der Woche geschlossen. Aus Sicherheitsgründen, wie Rzehak erklärt.
Mit welchen Problemen kämpfen Sie im Landkreis Miesbach aktuell?
Wir haben hier wirklich ein großes Schneechaos. Es ist sehr viel Schnee gefallen – und der Schnee ist sehr nass. Dadurch sind Bäume umgestürzt, Straßen sind gesperrt. Der Nahverkehr läuft nicht mehr, die BOB ist eingestellt. Die Räumdienste tun, was sie können, kommen aber nicht hinterher. Auch die Gehwege sind nicht geräumt. Für die Sicherheit war es einfach besser, den Katastrophenfall festzustellen und die Schulen zu schließen. Zumal weitere Schneefälle erwartet werden. Die Lage wird sich höchstens kurzzeitig entspannen.
Haben Sie diese Maßnahme schon am Wochenende gedanklich durchgespielt?
Nein, da konnten wir die Lage noch nicht so gut abschätzen. Es gab Montagfrüh viele Gespräche mit unseren Experten von Feuerwehr, THW und Katastrophenschutz. Die sind sehr erfahren. Wenn sie uns dazu raten, den Katastrophenfall festzustellen, machen wir das auch. Gemeinsam mit dem Schulamt kamen wir zu dem Ergebnis, dass es besser ist, alle Schulen für den Rest der Woche zu schließen. Aus Sicherheitsgründen.
Müsste der Landkreis haften, wenn Kindern auf dem verschneiten Schulweg etwas passiert?
Nein, das wohl nicht. Jeder Bürger ist für sich selbst verantwortlich. Es geht uns aber auch gar nicht um die Frage, wer am Ende schuld ist. Vorsicht geht jetzt einfach vor. Jedes Kind, das sich auf dem Schulweg verletzen würde, wäre ein Kind zu viel.
Ihr Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat kurz darauf nachgezogen. Gab es Absprachen?
Die Ämter sind immer in Kontakt und sprechen die Lage ab. Ob sie die Schulen schließen, entscheiden sie aber unabhängig voneinander. Das kann höchstens eine Orientierungshilfe sein.
Bleiben auch andere öffentliche Einrichtungen in dieser Woche geschlossen?
Nein, bisher nicht. Die Welt geht ja auch nicht unter bei uns. Der Katastrophenfall wird festgestellt, wenn wir einen erhöhten Koordinierungsbedarf sehen. Sehr viele Einsatzkräfte stehen gerade unter Dauerbelastung. Mit dem K-Fall ist es leichter, wieder normale Verhältnisse herzustellen.
Können Sie sich erinnern, dass in Miesbach schon mal wegen Schnee so lange die Schule ausgefallen ist?
Nein. Ich durfte das als Kind leider nie erleben. Wir hatten vielleicht mal hitzefrei. Aber die Schule ist wegen Schnee nie ausgefallen – obwohl wir auch früher schon starke Winter gehabt haben.
Interview: Katrin Woitsch