Wo Bayern im Schnee versinkt

von Redaktion

Auf die eine oder andere Weise betrifft er jeden Bayern: Der Winter ist gekommen, um zu bleiben. Skigebiete stellten am Dienstag den Betrieb ein, Arbeiter schufteten an der B2, um gefährlich beladenes Geäst zu entfernen – und einige schulfreie Schüler im Kreis Miesbach kommen ums Lernen nicht herum. Ein Überblick.

Lenggries/Mittenwald/Garmisch-Partenkirchen – Am Brauneck (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) sind sie die Ersten. Wo sich am Wochenende noch Skifahrer im Neuschnee tummelten, ist der Berg am Dienstag verlassen. Der nasse Schnee ist zur Gefahr geworden: Bäume könnten unter seiner Last brechen. Den Skibetrieb im oberen Bereich aufrechtzuerhalten, „ist einfach zu riskant“, sagt Antonia Asenstorfer, Sprecherin von Alpen Plus. Von 18 Liften sind am Brauneck gestern fünf in Betrieb, allesamt kleine Schlepper im Tal.

Schnell folgen im Nachbarlandkreis Miesbach die Kabinenbahn am Wallberg, wo wegen Lawinengefahr die Rodelstrecke gesperrt wird. Fast alle Lifte am Sudelfeld. Und die oberen Lifte im Spitzinggebiet – wegen heftigen Windes. Wann die Gebiete wieder vollständig in Betrieb genommen werden, ist noch offen – zumal neue, ergiebige Schneefälle auf dem Weg ins Oberland sind. Und dann ist da der Wind. Bis zu 100 Stundenkilometer werden am Gipfel der Zugspitze gemessen. Gegen 11 Uhr stellt die Zugspitzbahn den Betrieb ein. Im Skigebiet Garmisch Classic bleiben dafür zwölf von 17 Pisten offen.

Geschlossen bleibt dagegen auch am Dienstag die Bundesstraße 2 zwischen Traubing und Pähl, an der Grenze zwischen den Kreisen Starnberg und Weilheim-Schongau. Rund 70 Bäume müssen an der Strecke gefällt werden, weil sie sich gefährlich über die Straße biegen. Eigentlich wollten sie die Straße spätestens Mittwochmorgen freigeben. Nun soll die Strecke heute Nachmittag wieder geöffnet werden.

Entscheidungen über Straßen- wie Pistensperrungen stehen und fallen mit den Schneemengen. Und die sind in der Region sehr unterschiedlich: Nachdem im Norden Münchens zwischenzeitlich Tauwetter eingesetzt hat, liegen in der Landeshauptstadt nur noch sechs Zentimeter, ebenso in den Gegenden um Dachau und Erding. Rosenheim war bei der gestrigen Messung schneefrei, dafür kann Mittenwald (Kreis Garmisch-Partenkirchen) satte 75 Zentimeter vorweisen. Überhaupt ist der Süden schneereicher, von 29 Zentimetern in Miesbach bis 61 Zentimeter am Tegernsee. Einziger Ausreißer ist Weilheim: Hier wurden nur zwei Zentimeter gemessen.

Selbst Garmisch-Partenkirchen kommt bei allen Meldungen über chaotische Verhältnisse mit 21 Zentimetern gut davon. Der Deutsche Wetterdienst kennt den Grund: Das Ammergebirge hat einigen Schnee abgefangen. Der höchste Berg, der Daniel mit 2340 Metern, ist zwar kein Gigant, „es reicht von der Höhe aber“, sagt ein Meteorologe.

Die meisten Schüler in den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen genossen gestern ihren ersten schulfreien Tag – speziell für die Kinder der Realschule Gmund war es aber auch schon der letzte. Denn heute sollen sie auf digitalem Weg Hausaufgaben erhalten. Nächste Woche sollen die Aufgaben dann besprochen werden, sagt Gmunds Schulleiter Tobias Schreiner. Er kündigt auch zusätzliche Förderstunden in den kommenden Wochen an, um Stoff nachzuholen.

Damit steht Schreiner relativ allein da, die meisten seiner Kollegen kümmerten sich gestern nur um die wenigen Schüler, die in der Schule aufkreuzten. Das waren in der Grundschule Lenggries gerade einmal 13 Schüler, in der Tölzer Grundschule Süd gar nur ein einsamer Schüler. Die Gymnasien Icking und Geretsried meldeten sogar, kein einziger Schüler habe bertreut werden müssen. „Die Eltern haben das offensichtlich auch ohne die Schule hingekriegt“, sagt der Rektor der Kochler Franz-Marc-Grundschule, Jakob Dondl.

Schlechter als den zum Lernen verdonnerten Schülern erging es einer Gruppe von Münchnern: Sie waren tagelang im Salzburger Land eingeschneit und mussten auf der Hütte ausharren. Die elf Urlauber waren am Freitag zur Tauglbodenalm aufgestiegen. Dort saßen sie bis Montag fest. Der Einsatzleiter der Bergwacht Hallein sagt: „Die Münchner hatten lange keinen Strom mehr, die Vorräte gingen zur Neige.“ Die Bergwacht brachte sie sicher ins Tal. va/gma/mc/tel/pr/mas/gr/kb

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