München – Die Deutsche Bahn kapituliert vor den Schneemassen: Weil das Unternehmen mit dem Räumen der verschneiten Strecken nicht hinterherkommt, wird in den kommenden Tagen der Regionalverkehr in Teilen Süd- und Ostbayerns eingestellt. In den Regionen Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden, Kempten und Oberstdorf fallen in den nächsten Tagen die Züge aus. Zeitgleich erklärte das Unternehmen, man werde sich beim Schneeräumen auf das Haupt- und Münchner S-Bahn-Netz konzentrieren. „Umgeknickte Bäume, die unter der Schneelast auf Strecken und Oberleitungen gefallen sind, sowie enorme Schneemengen erschweren die Räumung der Strecken“, sagte ein Sprecher.
Für die Bayerische Oberlandbahn (BOB) bedeutete das am Donnerstag, dass sie die Verbindungen von Holzkirchen nach Tegernsee, Lenggries und Bayrischzell einstellen musste. Wegen eines witterungsbedingten Fahrzeugschadens fuhren außerdem auch auf der Strecke München–Holzkirchen keine Züge. Der Schienenersatzverkehr des RVO wurde am Donnerstag ebenfalls eingestellt: „Die aktuelle Wetterlage lässt einen sicheren Busverkehr nicht mehr zu“, heißt es in einer Mitteilung.
Die Bayerische Regiobahn (BRB) konnte ihre Strecken derweil bedienen – allerdings „mit teils erheblichen Verspätungen“, wie das Unternehmen erklärte.
Der starke Schneefall am Donnerstagmorgen traf auch den Münchner Nahverkehr: Busse, Tram und S-Bahnen hatten mit größeren Neuschneemassen zu kämpfen, es kam zu zahlreichen Verspätungen. Am Bahnhof Altenerding (Kreis Erding) prallte gegen 6 Uhr eine S-Bahn an einem Bahnübergang gegen einen Schneeräumer. Verletzt wurde niemand, allerdings ist großer Schaden entstanden: geschätzt etwa 120 000 Euro. Die ersten Züge fuhren am späten Donnerstagnachmittag wieder. Der erheblich beschädigte Übergang wird aber nach Einschätzung der Bahn rund eine Woche gesperrt bleiben.
Auch im Straßenverkehr hat sich die Lage nicht entspannt: Rund 100 Unfälle ereigneten sich laut Polizei in der Nacht zum Donnerstag allein im südlichen Oberbayern. Die Straßen seien „gefährlich glatt“. 85 000 Tonnen Streusalz hat der Winterdienst seit Jahresbeginn auf den Autobahnen, Bundes- und Staatsstraßen in Bayern ausgebracht. Das waren etwa 25 Prozent des im vergangenen Winter verbrauchten Streusalzes, wie Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) erklärte. Mehr als 3000 Straßenarbeiter sorgten für freie Strecken in allen Regionen. Der Minister zeigte sich in einer Mitteilung zuversichtlich, „dass wir auch bei noch bevorstehenden Schneefällen gut gewappnet sein werden“.
Vorerst sorgten die aber für zahlreiche Probleme: Die B307 im Kreis Miesbach wurde wegen der hohen Lawinengefahr bei Kreuth gesperrt. Die A8 in Richtung München musste am späten Abend zwischen Bernau und Frasdorf (Kreis Rosenheim) komplett gesperrt werden. Die Polizei teilte mit, dass sich zahlreiche Verkehrsteilnehmer bei starkem Schneefall im Stau befänden – und das Bayerische Rote Kreuz die Versorgung der Wartenden übernommen habe. Dafür wurden Verpflegungsstützpunkte aufgebaut, Retter sollten den Stau abgehen. Zunächst war unklar, wie lange die Sperrung dauert.
Ebenfalls auf der A8 bei Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) in Baden-Württemberg starb eine 54-Jährige während eines schneebedingten Staus: Die Frau war laut Polizei allein im Auto, ein Fremdverschulden sei auszuschließen. Zur Todesursache machte die Polizei gestern keine Angaben. ham/kb/lby