München – Das Vertrauen der Verbraucher in die verschiedenen Bio-Siegel auf Produkten im Supermarkt ist nicht besonders hoch. Das zeigt eine gestern in München vorgestellte Studie, die die Molkerei „Andechser Natur“ durchgeführt hat. Für die repräsentative Studie wurden rund 3200 Verbraucher anonym per Internet zu ihren Ansichten rund um das Thema „Bio“ befragt. Unter den Teilnehmern waren mehr Frauen als Männer – „weil sie am Ende auch häufiger die Kaufentscheidung am Kühlregal treffen“, sagt Barbara Scheitz, Geschäftsführerin der Andechser Bio-Molkerei.
Bei der Frage zum Vertrauen in die Bio-Siegel äußerten sich bundesweit nur 45 Prozent der Befragten positiv, in Bayern 41 Prozent. Auch ist vielen der Befragten nicht klar, für welche Kriterien „Bio“ überhaupt steht. So wussten etwa 53 Prozent der Befragten nicht, dass jedes Bio-Siegel bereits das Verbot von Glyphosat beinhaltet. Barbara Scheitz betont: „Es besteht enormer Aufklärungsbedarf.“ Zwar wüssten viele Kunden, dass die Bio-Siegel – von EU-Bio über das Bayerische Bio-Siegel bis zu den einzelnen Verbänden – für unterschiedliche Anbau-Vorgaben stehen. Aber welche Kriterien jeweils dahinterstehen, sei vielen Verbrauchern nicht klar. „Das liegt zum einen an der Vielzahl der Siegel, aber auch an der mangelhaften Information darüber“, glaubt Scheitz, die sich hier auch eine gezieltere Informations-Offensive der Politik wünscht.
Die Frage, was Bio-Marken besonders vertrauensvoll mache, beantworteten die meisten Teilnehmer mit der Qualität der Produkte und der Gewährleistung des Tierwohls. Über die Haltungsbedingungen der Tiere wünschten sich die Befragten zugleich mehr Aufklärung.
Aber neben der Qualität spielt auch der Preis eine wesentliche Rolle beim Kauf von Bio-Produkten. Und hier gaben 60 Prozent der Befragten an, dass Bio-Qualität für alle günstig verfügbar sein solle. Nur ein Drittel hält das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Bio-Produkten für angemessen. Für Scheitz ein Zeichen, dass die Branche noch besser erklären müsse, welcher Mehraufwand hinter der gesamten Wertschöpfungskette von Bio-Bauern und Bio-Verarbeitern stecke. Als gutes Zeichen wertet Scheitz die Umfrage-Erkenntnis, dass vor allem junge Verbraucher bereit seien, mehr Geld für Bio-Produkte auszugeben.
Der Bio-Markt in Deutschland wächst zwar seit Jahren stetig an (zuletzt 2017 um 5,9 Prozent auf zehn Milliarden Euro). Doch trotz des Wachstums sind Bio-Lebensmittel nach wie vor Nischenprodukte: Der Bio-Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt betrug 2017 in Deutschland lediglich 5,1 Prozent. Das liegt auf dem Niveau des Vorjahres, weil der Markt für konventionelle Produkte ebenfalls deutlich gewachsen ist. Die Zahlen zur Entwicklung im vergangenen Jahr werden im Februar vorgestellt. dg