Rosenheim – Robert Maurer blickt auf eine lange Liste in seiner Datenbank. 70 Anzeigen sind seit Anfang 2018 über das Online-Portal bei der Polizei in Rosenheim eingegangen. „Das dürfte wohl etwas über dem Schnitt anderer Dienststellen liegen“, sagt der Polizeisprecher. Die Polizeiinspektion Rosenheim ist die größte im Bereich Oberbayern Süd. Und die Online-Wache wird dort gut angenommen. „Etwa die Hälfte der Anzeigen bezieht sich auf Fahrraddiebstähle“, berichtet Maurer. Gleich danach kommen Betrugsfälle im Internet. Auch Kfz-Diebstähle können per Mausklick über www.online-strafanzeige.de gemeldet werden.
Endgültig ausgewertet hat das Innenministerium das neue Angebot noch nicht, doch die erste Bilanz fällt durchweg positiv aus, teilte ein Sprecher mit. Für die Opfer von Straftaten im Bereich der Kleinkriminalität sei es komfortabler, Anzeige zu erstatten. Und die Polizei profitiere gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Daten würden nun strukturiert erhoben. Außerdem hofft das Ministerium darauf, dass die Bereitschaft, Anzeige zu erstatten, durch das Online-Angebot gestiegen ist. „Damit könnte das Dunkelfeld ein Stück weit aufgehellt werden.“
Für Rosenheim kann Robert Maurer das nur bestätigen. „Ich glaube schon, dass nun mehr angezeigt wird, weil es einfacher und zeitsparender geworden ist“, sagt er. Für ihn und seine Kollegen sei das enorm wichtig. „Wir können die Lage viel besser einschätzen, wenn mehr Delikte gemeldet werden“, betont er. Dabei gehe es nicht nur um Statistiken: „Oberstes Ziel ist immer, den oder die Täter zu fassen. Aber das ist natürlich leichter, wenn wir wissen, dass in einer Gegend häufig Räder gestohlen werden.“
Der Anzeigenerstatter muss auf der Seite der Polizei eine Art Fragebogen ausfüllen. Sollten Informationen fehlen, meldet sich die Polizei noch einmal. Das komme relativ häufig vor, erklärt Maurer. „Aber das ist auch nicht weiter schlimm, vieles lässt sich dann mit einer telefonischen Nachfrage klären.“ Nur dass der Beamte, der gerade Dienst hat, einen ruhigen Moment dafür auswählen kann, betont Maurer. „Für uns ist das ein klarer Vorteil.“
Sobald es einen Tatort gibt, beispielsweise bei einem Fahrraddiebstahl oder einer Unfallflucht, rücke die Polizei meist aus, wenn eine Online-Anzeige eingeht, erklärt der Polizeisprecher. „Möglicherweise gibt es ja Spuren.“ Erst vor einigen Tagen hatten er und seine Kollegen in Rosenheim eine Unfallflucht gemeldet bekommen. „Den Mann haben wir noch am selben Tag zu Hause angetroffen, er hat alles gestanden.“ Die Ermittlungsarbeit habe sich durch die Online-Wache nicht verändert. „Aber gerade bei den Betrugsdelikten müssen wir nicht extra ausrücken“, erklärt er. Die Ermittlungen laufen von der Dienststelle aus, sobald die Anzeige eingegangen ist. „Das sind Fälle, bei denen wir durch die Online-Anzeige weniger Aufwand haben“, erklärt er.
Noch etwas anderes hat Maurer beobachtet: „Es ist nicht so, dass ausschließlich junge Menschen die Online-Wache nutzen“, sagt er. Alle Altersgruppen nutzen das Angebot. Die letzte Online-Anzeige in seiner Datenbank stammt von einem 68-Jährigen.