Die Netzwerkerinnen

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

München – „Frauen!Macht!Politik!“ Dass alle drei Begriffe weiblich sind, ist für Emilia Müller kein Zufall. Das bemerkt sie freilich mit einem Augenzwinkern, als sie in ihrem neuen, schlichten Büro in der Münchner Schraudolphstraße die Strategie ihres neuen Ehrenamtes erklärt.

Am 5. November 2018 war die politische Karriere von Emilia Müller vorbei. Die 66-jährige CSU-Politikerin schied aus dem Landtag aus – aus eigenem Willen, nach eigenem Plan. Zuvor hatte sie schon den Vorsitz im Bezirksverband Oberpfalz abgegeben, auch im ersten Kabinett des neuen Ministerpräsidenten Markus Söder hatte sie nach 15 Jahren Regierungsangehörigkeit keinen Posten mehr. Aber mit dem Ende der parteipolitischen Arbeit ist das politische Leben der Oberpfälzerin keinesfalls vorbei. Inzwischen ist sie Vorsitzende des größten bayerischen Frauenverbands, des Katholischen Deutschen Frauenbundes/Landesverband Bayern mit 165 000 Mitgliedern.

Wie sich das für einen durchorganisierten ehemaligen Politikprofi gehört, hat sie eine klare Agenda für die KDFB Bayern. Was für die Parteien gelte, treffe ebenso für die Frauen zu: „Man muss im Takt der Zeit sein.“ Sprich: Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Kirche erkennen und mitgestalten. Für den Frauenbund sind das die Themen Frauensolidarität, die Weihe von Frauen zu Diakoninnen, das große Thema Verantwortung für die Natur, die Lohngerechtigkeit, aber auch Glaubensfragen. Ganz klar ist Müllers Position zum Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche. „Jemand, der etwas vertuscht hat, muss dafür auch die Verantwortung tragen. Und wenn jemand Missbrauch begangen hat an Kindern oder Jugendlichen, der muss auch das Amt aufgeben.“

Besonders am Herzen liegt der Oberpfälzerin die Frauensolidarität. Männer hätten immer eine Telefonnummer zur Hand, wenn ein Problem zu lösen sei. „Netzwerken ist etwas, das Frauen noch lernen müssen“, sagt die bekennende Netzwerkerin. Im Frauenbund können Frauen erleben, wie gegenseitige Unterstützung wirkt und wie unterschiedliche Talente genützt werden können. Der KDFB will daher gerade jüngere Frauen ansprechen und ihnen vermitteln, „dass man sich hier gut vernetzen kann“. Und Rat in allen Lebensfragen und Notlagen finden kann: Die Frauen sollen ihre Rechte kennen. Dafür macht sich der Frauenbund stark, der auch eine Verbraucherberatung mit 15 Beratungsstellen betreibt.

Neben dem Verbraucherservice, dem Bildungswerk und dem Landfrauenzweig spielt das Familienpflegewerk eine besondere Rolle im Frauenbund. Über 200 Familienpflegerinnen sind da beschäftigt, die einspringen, wenn Vater oder Mutter krank wird. „Es ist wirklich ein Segen, wenn diese Fachfrauen kommen, Verantwortung für die Kinder übernehmen und in schwierigen Lebenssituationen Halt geben.“ Es gibt 22 Pflegestationen des KDFB in Bayern, jährlich werden 135 000 Einsatzstunden geleistet. Eine Einrichtung, die Emilia Müller gerade als ehemalige Sozialministerin zu schätzen weiß.

Ein Zukunftsprojekt des Frauenverbands ist es, für die Mittagsbetreuung an Schulen ein eigenes Berufsbild zu entwickeln, um für die dort tätigen Frauen eine angemessene Ausbildung und Bezahlung zu erreichen. Emilia Müller sieht hier echten Bedarf: „Eltern legen Wert auf Qualität. Wir wollen, dass die Frauen dort qualifiziert sind und auch wertorientiert handeln.“ Seit zehn Jahren werden Frauen beim KDFB bereits geschult, jetzt soll ein anerkannter Beruf daraus werden. Entwickelt wird das mit dem Sozialministerium. So geht Netzwerken – auch nach der politischen Karriere.

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