Nürnberg – Die Stimmung unter den rund 150 Jugendlichen, die in der Nacht auf Samstag um kurz nach Mitternacht am Nürnberger Bahnhof Frankenstadion auf ihre S-Bahn warteten, war eigentlich ausgelassen – viele waren von einer Party in der Nähe gekommen, wollten nun nach Hause fahren. Doch dann passierte das Unfassbare: Zwei 16-Jährige werden von einem Zug erfasst und getötet.
Noch sind viele Details unklar, doch möglicherweise wurden sie zuvor geschubst. Nach Angaben der Ermittler kam es gegen 0.15 Uhr zwischen mindestens fünf Jugendlichen am Bahnsteig aus „einem völlig nichtigen Anlass“ zu einem Streit. In dessen Verlauf seien drei von ihnen „in das Gleisbett geraten“, teilt das Polizeipräsidium Mittelfranken mit. Zwei 16-Jährige wurden von einem durchfahrenden Zug erfasst und starben. Bei den beiden Opfern handelt es sich nach Angaben der Ermittler um Jugendliche aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt. Dem dritten im Gleisbett, einem 16-jährigen Schüler, gelang es noch, sich im letzten Moment in Sicherheit zu bringen – er kam mit dem Schrecken davon.
Die Polizei hat im Laufe des Samstags zwei Verdächtige festgenommen. Die Ermittler ließen zunächst offen, ob die beiden 17-Jährigen die drei Jüngeren geschubst, geschlagen oder getreten haben. Dies müssten die weiteren Ermittlungen noch zeigen, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken bestätigte unserer Zeitung, dass die Nürnberger Mordkommission wegen eines Tötungsdelikts gegen die beiden 17-Jährigen ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehle beantragt.
Wie der Polizeisprecher unserer Zeitung sagte, handle es sich bei den mutmaßlichen Tätern um zwei deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund, die auch hier geboren wurden. Weitere Details wollte er nicht nennen.
Zahlreiche Menschen, die sich am Bahnhof aufhielten, mussten aufgrund des Erlebten von acht Notfallseelsorgern betreut werden. Selbst erfahrene Polizisten waren zum Teil geschockt von dem Anblick. Ein Beamter sprach von einem „sehr tragischen Ereignis“. Die jungen Menschen wurden zunächst in zwei Bussen mit heißem Tee versorgt, wo sie sich auch aufwärmen konnten.
Die Tragödie führte am frühen Samstagmorgen zu einem Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Beamte der Spurensicherung untersuchten den Tatort. Mehrere Stunden lang wurde die Bahnstrecke gesperrt. TOBIAS Lill