Zellner wird 70: Karriere mit Bodenhaftung

von Redaktion

Theo Zellner hatte nie eine politische Karriere angestrebt. Viele Aufgaben seien auf ihn zugewachsen, sagt er rückblickend. Heute wird der BRK-Präsident 70 – und es gibt noch immer Momente, die ihn schlichtweg überwältigen.

VON KATRIN WOITSCH

München – Es gibt einen Tag im Jahr, auf den sich Theo Zellner immer ganz besonders freut. Es ist nicht der 1. Februar – sein Geburtstag. Sondern der BRK-Starttag im Oktober. Wenn er zwischen tausend jungen Menschen steht, die gerade eine Ausbildung beim Roten Kreuz begonnen haben, dann kann er nicht anders, als hemmungslos stolz zu sein. „Dieses Gefühl, einer weltweiten Bewegung anzugehören, ist immer noch überwältigend für mich“, sagt er.

Wenn er ein paar Jahrzehnte zurückdenkt, lag es eigentlich auf der Hand, dass er sich politisch engagieren würde. „Mein Großvater war Mitbegründer der CSU in meiner Heimat Bad Kötzting“, erzählt er. „Bei uns zu Hause ist immer viel über Politik gesprochen worden.“ Doch eine politische Karriere habe er eigentlich nie angestrebt, sagt er. Sein Beruf als Hauptschullehrer erfüllte ihn. Doch letztendlich musste er ihn doch aufgeben. Er wurde zum Bürgermeister gewählt, später zum Landrat, dann zum Präsidenten des Landkreistags, zum Präsidenten des Sparkassenverbandes – und 2013 zum Präsidenten des BRK.

„Es hat mich immer gereizt, mit anderen Menschen etwas zu bewegen“, sagt er. „Und ich hatte das Glück, dass ich mein Leben lang mit Menschen zu tun hatte, die etwas bewegen wollten.“ Das BRK war für ihn nicht nur Herzenssache – sondern auch eine Art Absicherung, sagt er. „Es besteht immer die Gefahr, dass ein politisches Amt einen verändert.“ Sein Engagement beim Roten Kreuz war seine Garantie, nie die Bodenhaftung zu verlieren. „Ich habe immer für die Kommunalpolitik gebrannt, die nah am Menschen ist“, sagt er. Deshalb lehnte er 2003 dankend ab, als der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber ihn ins Kabinett holen wollte. Eine von sehr vielen Entscheidungen, die er nie bereut hat.

In der heutigen Zeit stehe das BRK und das Ehrenamt im Allgemeinen vor vielen Herausforderungen, betont Zellner. „Oft fehlt die Wertschätzung in der Gesellschaft, in vielen Situationen wird Hilfe als selbstverständlich hingenommen.“ Dazu komme, dass sich viele Menschen nicht mehr an Organisationen binden wollen. Trotzdem blickt Zellner optimistisch in die Zukunft. Auch dank des vielen Schnees Anfang des Jahres. In dem Chaos habe sich gezeigt, wie stark die Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft sei. Das macht ihn zuversichtlich, dass Organisationen wie das Rote Kreuz weiterhin junge Leute für sich gewinnen werden.

Für sein neues Lebensjahr hat sich Zellner nur eines vorgenommen: Gesund bleiben. Um weiterhin seinen Beitrag für das BRK leisten zu können. Er sagt: „Ich möchte so lange wie möglich Teil dieser großen Bewegung bleiben.“

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