Wolfsberg – Magdalena Demmel ist 95 Jahre alt – aber eine Erinnerung aus ihrer Jugend fühlt sich für sie noch ganz nah an. Besonders heute, zu Maria Lichtmess. Als sie mit nur 13 Jahren eine Stellung bei einer Bauernfamilie bei Wolfsberg (Kreis Pfaffenhofen) annahm, war der 2. Februar einer der wichtigsten Tage im Jahr. Für alle Mägde und Knechte.
Am besten erinnert sich Demmel noch an die Kerzenweihe in der Kirche. „Alle Leute brachten die Kerzen für das ganze Jahr mit zum Lichtmessgottesdienst, damit sie geweiht werden“, erzählt sie. Auch die Wachsstöcke, die die Bäuerin ihren Mägden schenkte, wurden geweiht.
Magdalena hat die drei Wachsstöcke, die sie von ihrer Bäuerin geschenkt bekam, ihr Leben lang wie einen Schatz gehütet. Das waren sie ja damals auch, sagt sie. Und heute sind sie es wieder.
Eigentlich waren die Wachsstöcke zum Anzünden gedacht – denn elektrisches Licht gab es erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Magdalena Demmel hat ihre Wachsstöcke aber nicht angezündet. Sie wollte sie als Andenken bewahren. „Denn ich habe sie mir erarbeitet – mit eigenen Händen und Fleiß“, sagt sie und streicht liebevoll über eine der Schachteln. Damals wurde das Getreide noch mit der Hand gemäht, die Arbeit auf dem Hof war viel härter als heute.
Und Lichtmess war ein Tag, vor dem viele Mägde und Knechte gebangt haben. Denn am 2. Februar endete das Dienstbotenjahr. Das Gesinde bekam den Jahreslohn ausgezahlt und zog weiter. Oder verpflichtete sich – meist per Handschlag – für ein weiteres Jahr beim alten Herrn.
Demmel erinnert sich noch genau, wie der Arbeitsplatzwechsel damals vor sich ging. Schon im Dezember fragten viele Bauern ihre Leute, ob sie bleiben wollten. „Wurde man nicht gefragt, wusste man, dass man nicht bleiben konnte“, erzählt sie. Und dass man einen neuen Bauern finden musste. Doch viele Landwirte suchten nach Arbeitskräften. Waren sich Bauer und Angestellter einig, erhielt Letzterer das sogenannte Drogeld. „Ich bekam das erste Mal zwei Mark, später, als ich älter war, fünf Mark.“ Wer das Drogeld annahm, verpflichtete sich, bis Lichtmess bei diesem Bauern einzustehen.
Auch der Ablauf des Lichtmesstages war genau festgelegt. Zuerst musste die Arbeit erledigt werden, dann gingen alle nach dem Frühstück mit den Bauersleuten zur Kirche, anschließend zahlte der Bauer den Jahreslohn aus. „Ich erinnere mich an einen Jahreslohn von 100 Reichsmark im ersten Jahr“, sagt Demmel. Außerdem bekam sie zwei Hemden, zwei Schürzen, ein Paar Schuhe, ein Paar Lederpantoffeln, ein Sonntagskleid und ein Heukleid. Die Bäuerin kaufte den Stoff, eine Näherin machte daraus die Kleider. Lichtmess war immer eine kleine Völkerwanderung, erzählt die 95-Jährige. Wer von zu Hause in den Dienst ging, bekam einen zweitürigen Kasten, also einen Schrank, mit zum Dienstplatz. Darin befanden sich Kleider, Wäsche und Schuhe. Die Knechte brachten ihre Wäsche meist nach Hause zum Waschen. Oder sie baten eine Magd darum, sie sonntags nach der Kirche zu reinigen und zu flicken.
Urlaub war für die Dienstboten damals ein Fremdwort. Doch zu Lichtmess gab es drei bis vier Tage lang jeweils am Nachmittag frei, berichtet Demmel. „Das waren die sogenannten Schlenkeltage.“ Darauf freuten sich alle – und waren zufrieden. „Wir kannten es ja nicht anders“, sagt die 95-Jährige.
Bis heute ist der 2. Februar ein wichtiger Tag im Kirchenkalender mit Kerzenweihen und Lichterprozessionen. Bis 1970 endete an Mariä Lichtmess offiziell die Weihnachtszeit. In katholischen Kirchen wurden damals erst zu diesem Tag die Krippen und Weihnachtsbäume abgebaut. Bis 1969 hieß das Fest „Mariä Reinigung“ – diese Bezeichnung knüpft an den Bericht des Lukas-Evangeliums an, nach dem Maria 40 Tage nach der Geburt Jesu ein Reinigungsopfer darbrachte, wie es das jüdische Gesetz vorschrieb.