Ausreißer-Kuh „Büxi“ endlich gefangen

von Redaktion

Sie hielt die Behörden über drei Monate hinweg auf Trab. Nun hat ein Ex-Polizist die Ausreißer-Kuh „Büxi“ aufgespürt. Sie ist in erstaunlich gutem Zustand und bekommt jetzt im Gut Aiderbichl prominente Gesellschaft.

VON JOSEF HORNSTEINER

Geisenhausen/Deggendorf – „Da ist sie!“ Endlich. Franz Schilcher, Ex-Polizist und Jäger, fackelt nicht lange. Es wird rasch dunkel, es ist kurz nach 18 Uhr. Er nutzt das letzte bisschen Licht, um mit seinem Betäubungsgewehr zu zielen. Er drückt ab. Der Pfeil sitzt perfekt. „Büxi“ geht noch 150 Meter weit, dann fällt sie zu Boden. Die Ausreißer-Kuh ist nun endlich in Geisenhausen gefasst worden. Dort, wo sie vor drei Monaten ausgebüxt – also ausgerissen – ist.

„Es war eine Bilderbuch-Rettung“, schwärmt Ulrike Ulmann, Mitarbeiterin des Guts Aiderbichl in Deggendorf, dem neuen Zuhause der neun Monate alten Dame. Nach einem schnellen Erinnerungsfoto mit den drei erfahrenen Tierschützern Hans Wintersteller, Anita Hartner und Klaus Spielbüchler (alle drei sind für den Gnadenhofverbund Gut Aiderbichl tätig), wurde die Ausreißerin behutsam in den Frontlader eines Traktors gelegt. „In Deggendorf ist sie dann sofort in ihre Box gegangen“, sagt Ulmann. Müde war sie, stand wacklig auf den Beinen. Im Stall wurde sie schon sehnsüchtig erwartet. Sogar ein Schild mit „Willkommen Büxi“ haben die Mitarbeiter an der Tür angebracht.

Sie staunten nicht schlecht, als sie die Ausreißerin genauer betrachteten. „Sie war sehr gut genährt und topfit.“ Die drei Monate in der Wildnis haben ihr nicht nur wenig angehabt, im Gegenteil: Sie scheint sich prächtig selbst versorgt zu haben in den vergangenen zwölf Wochen. „Sie ist unglaublich klug“, sagt Ulmann.

Seit sie im Oktober von einem Bauernhof in Geisenhausen geflohen ist, glich Büxi über Wochen hinweg eher einem Phantom als einem Wiederkäuer. Versteckte sich gekonnt vor den Augen der Landwirte, Polizisten und Jäger. Gesehen wurde die braune Dame lediglich einmal von einer Joggerin. Doch Büxi wusste sich in der freien Natur zu helfen. Sie beobachtete Bauern bei der Fütterung und stibitzte danach aus den Silos regelmäßig Futter. Geschlafen hat sie wohl an geschützten Stellen im Wald.

Auf dem letzten Bauernhof südlich von Geisenhausen (Landkreis Landshut) gefiel es ihr dann anscheinend besonders gut. Jeden Tag um 18 Uhr merkte der dortige Bauer, dass jemand an seinem Silo nestelte. Jäger Schilcher machte sofort die flüchtige Kuh als Langfinger aus. Am Donnerstagabend erfolgte dann der Zugriff. „Sie war absolut friedlich und stellte zu keiner Zeit eine Bedrohung dar“, bestätigt Hermann Vogelsang, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion Vilsbiburg.

Mit dem Landratsamt Landshut wurde trotzdem stets ein wachsames Auge auf das Tier geworfen. „Sie war oft in der Nähe von viel befahrenen Kreisstraßen unterwegs“, schildert Landratsamt-Sprecherin Carina Weinzierl die Problematik. „Ein Unfall wäre nicht schön ausgegangen.“ Deshalb wurde die Kuh zum Abschuss freigegeben. Zwei Tierschützerinnen nahmen dann Kontakt mit dem Besitzer auf und organisierten eine Schenkung an den Gnadenhof. Deshalb wurde Büxi von Ex-Polizist Schilcher lediglich betäubt.

Büxi ist nun wohlauf im Gut Aiderbichl in Deggendorf angekommen und steht vorerst unter Quarantäne. Dass sie sich eine Krankheit eingefangen haben könnte während der drei Monate glaubt Ulmann vom Gnadenhof allerdings kaum. „Nicht in dieser Jahreszeit.“ Doch die genauen Untersuchungen werden bald mehr ergeben.

Die Ausreißerin steht nun Box an Box mit einer altbekannten Gleichgesinnten. Kuh Yvonne hielt vor mittlerweile sieben Jahren die Behörden auf Trab. Die damals siebenjährige Dame ist 2011 von der Schlachtbank geflohen und befand sich ebenfalls über Monate hinweg auf der Flucht im Wald. Sie machte damals Schlagzeilen als „die Kuh, die eigentlich ein Reh sein will“. Damals kamen sogar Aufrufe aus Indien, das Tier nicht zu töten. Die zwei Flüchtigen werden sich künftig wohl gut verstehen, da ist sich Ulmann sicher. „Es sind jetzt beide richtige Aiderbichler.“

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