Kampf gegen Wassermangel in Berghütten

von Redaktion

Seit Jahren nimmt der Wassermangel in Bayerns Berghütten zu. Forscher suchen nach Lösungen, um die Folgen abzumildern. Vor allem die Wanderer sind gefragt.

VON TOBIAS LILL

München – Wer im vergangenen Herbst in den bayerischen Alpen unterwegs war und Einkehren oder Übernachten wollte, der erlebte womöglich eine unangenehme Überraschung. „Einige Berghütten hatten etwa keine Duschen mehr angeboten oder ihre Waschräume sogar ganz schließen müssen“, sagt Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV). Der Grund sei der seit Jahren in manchen Bergregionen zunehmende Wassermangel.

2013 war die Situation sogar noch schlimmer: Bereits im Sommer mussten die Wirte das kühle Naß aufgrund einer Hitzewelle und dem damit einhergehenden Mangel an Regenwasser in vielen Hütten stark rationieren. Übernachtende Wanderer bekamen mitunter gerade einmal noch genug, um sich die Zähne zu putzen. Einige Hütten mussten phasenweise komplett den Betrieb einstellen. Trockentoiletten und jede Menge Wasser wurden per Seilbahn oder Lkw nach oben geschafft. Beim DAV geht man davon aus, dass sich die Wasserknappheit tendenziell verschärft. „Der Mangel ist bei uns ein wichtiges Thema“, versichert Bucher.

Ein Grund für die Misere seien in höheren Lagen die schmelzenden Gletscher. „Eine Hütte ist normalerweise ja nicht ans Wassernetz angeschlossen. Die müssen sich das Wasser selbst besorgen.“ Oft geschehe dies durch eine Quelle in der Nähe. In den vergangenen Jahren blieb der Regen mitunter über längere Zeit aus. „Infolge des Klimawandels wird es in der alpinen Region immer trockener, was sich direkt auf die verfügbaren Wasserressourcen für Schutzhütten auswirkt“, sagt Steffen Krause, Professor für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik an der in Neubiberg beheimateten Bundeswehr-Uni München. Später einsetzende Niederschläge sowie die verminderte Speicherwirkung von Gletschern verschärften das Problem. Zugleich steige der Wasserbedarf durch die wachsende Touristen-Zahl.

Krause gehört einem 2018 gegründeten interdisziplinären Projektteam an. Die Münchner suchen gemeinsam mit Experten der Uni Wien und anderen Partnern nach Lösungen, um die Trinkwasserversorgung für Schutzhütten nachhaltig zu sichern.

DAV-Mann Bucher sieht eine Ursache für den Wassermangel in den zunehmenden Ansprüchen der Wanderer. Wer die Alpen zu Fuß überquere, wolle nach drei, vier Tagen duschen. Andere sich bei einer Übernachtung zwischendurch unbedingt waschen. „Das sind aber erst einmal Schutzhütten, keine Hotels – und Duschen ist nicht lebensnotwendig.“ Irgendwann seien die Vorräte aufgebraucht. „Dann kann man etwa kein Geschirr mehr spülen.“ Im Einzelfall müssten Hütten im Herbst früher schließen. Ein Problem: „Wo Hütten an ein kleines Wasserkraftwerk angeschlossen sind, geht der Strom aus“, so Bucher. Generell seien „Kalkgebirge mit ihren durchlässigen geologischen Strukturen anfälliger für Wassermangel“. Deshalb sind etwa die Berchtesgadener Alpen oder das Wettersteingebirge stärker betroffen.

Krause zufolge gibt es verschiedene Lösungsansätze. So wolle man etwa die Effizienz der Anlagen zur Wassergewinnung an den Quellen verbessern. Eine Möglichkeit sei auch, künftig mehr Wasser aus dem Tal auf die Hütte zu transportieren. Doch beides gehe nur in einem begrenzten Umfang. Deshalb müsse vor allem der Verbrauch durch die Hüttengäste verringert werden. Hier setze man auf bessere Aufklärung.

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