Anklage gegen Bananen-Bande

von Redaktion

Nach den spektakulären Kokain-Funden in mehreren bayerischen Supermärkten im Herbst 2017 hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen acht Männer erhoben. Sie sollen rund zwei Tonnen der Droge nach Deutschland geschmuggelt haben.

VON DOMINIK GÖTTLER

München/Landshut – Begonnen hatte alles mit einer Bananenkiste in einem Rewe-Supermarkt in Kiefersfelden. Unter dem Obst fand ein Mitarbeiter im September 2017 sorgsam gestapelte braune Päckchen, prall gefüllt mit einem weißen Pulver (wir berichteten). Schnell war klar: Es handelte sich um Kokain. Und der Supermarkt in Kiefersfelden war nicht der einzige, der die unerwartete Fracht bekommen hatte. In Supermärkten in ganz Bayern tauchten die Pakete auf.

Hinter all dem steckt nach den Erkenntnissen der Ermittler eine Schmuggler-Bande. Acht Männern soll nun der Prozess gemacht werden. Wie die Staatsanwaltschaft Landshut bestätigte, wurde gegen sie Anklage wegen bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge erhoben.

Gering ist die Menge, um die es geht, beileibe nicht. 1,8 Tonnen Kokaingemisch mit einem Reinheitsgrad von mindestens 80 Prozent soll die Bande aus Ecuador über den Hamburger Hafen nach Deutschland geschmuggelt haben – versteckt in Bananenkisten. Um in Deutschland wieder an ihre wertvolle Ware zu gelangen, brachen die Männer regelmäßig in sogenannte Reifehallen im gesamten Bundesgebiet ein, unter anderem in Eitting im Landkreis Erding. Aufgeflogen war der Schmuggel, weil die Täter offenbar falsche Informationen über den Standort einer der Hallen hatten. Sie fanden ihr Kokain nicht – und es wurde an die Supermärkte ausgeliefert.

Im April vergangenen Jahres schlugen die Ermittler nach einem erneuten Einbruch in einer Hamburger Reifehalle zu. Insgesamt 13 Beschuldigte kamen in Untersuchungshaft. Vier von ihnen wurden bereits in einem abgetrennten Verfahren in Hamburg verurteilt. Sie erhielten Freiheitsstrafen zwischen drei und vier Jahren.

In Bayern hat die Staatsanwaltschaft Landshut nun Anklage gegen acht weitere Beschuldigte erhoben – allesamt Albaner im Alter von 22 bis 40 Jahren. Sie sollen in unterschiedlicher Zusammensetzung an den Einbrüchen beteiligt gewesen sein oder die Taten koordiniert haben. Bis auf einen Angeschuldigten bestreiten bislang alle eine Tatbeteiligung oder sie schweigen zu den Vorwürfen. Den Männern drohen bei einer Verurteilung Haftstrafen zwischen fünf und 15 Jahren.

Der Stoff geht derweil offensichtlich nicht aus. Erst gestern nahm die Polizei an der Rastanlage Irschenberg (Kreis Miesbach) einen mutmaßlichen Drogenkurier mit mehr als 250 Gramm Kokain fest.

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