„Ich bin so stolz auf Euch“

von Redaktion

Weil die Staatsregierung ihnen persönlich danken wollte, lud sie am Mittwoch über 1400 Helfer zur Bewältigung der Schneemassen im Januar in die Residenz zum Staatsempfang. Täglich gaben 10 000 Einsatzkräfte in über 80 000 Stunden alles.

VON JOSEF HORNSTEINER

München – Sven Müller lässt es sich schmecken. Heute Abend werden er und seine elf Kameraden der Johanniter bekocht. Das war vor ein paar Wochen noch anders, als in vielen Landkreisen Mitte Januar aufgrund der enormen Schneefälle der Katastrophenalarm ausgerufen wurde. Da bereiteten sie gleichzeitig 1500 Portionen in kleinen Feldküchen für die Einsatzkräfte zu. Sie waren die Helden im Hintergrund, die die Helden im Schnee unterstützten. 10 000 Helfer kämpften täglich in den fünf Katastrophen-Landkreisen gegen die weißen Massen. Sie leisteten zusammen über 80 000 Einsatzstunden.

Für die Helfer war die Verpflegung der Johanniter ein kleiner Lichtblick in diesen knüppelharten Tagen, nachdem der Katastrophenfall ausgerufen worden war. David Maier von der Freiwilligen Feuerwehr Ruhpolding erinnert sich leidig zurück an Mitte Januar, als ungewöhnlich viel Schnee innerhalb kurzer Zeit vom Himmel fiel. Bundesweit legten die Medien den Fokus auf die Gebiete, die in der weißen Masse versanken. TV-Sender berichteten in Sondersendungen. Ein banges Gefühl machte sich daraufhin in der Bevölkerung breit. „Jeder hatte plötzlich Angst, dass sein Haus einstürzt“, sagt Maier. An Spitzentagen sind teils über 600 Anrufe von besorgten Bürgern in den bayerischen Feuerwachen eingegangen. Ein enormes Arbeitspensum mussten die Einsatzkräfte daraufhin bewältigen. Zwischen 8 Uhr morgens und 17 Uhr abends haben sie sich über Tage hinweg auf den Dächern des Freistaats die Finger wund geschaufelt. Zahlreiche Statiker in ganz Bayern analysierten die Dachstühle. Innerhalb weniger Tage rückte allein die Freiwillige Feuerwehr Ruhpolding über 120 Mal aus. Geackert haben dann zehn Löschgruppen mit jeweils 100 Feuerwehrangehörigen. „In Wallgau (Kreis Garmisch-Partenkirchen) wurden an zwei Tagen 40 Dächer vom Schnee befreit“, sagt der Isartaler Kreisbrandmeister Bastian Eiter. Geschaufelt wurde stets bei Tageslicht, erklärt Herbert Maurus, Kreisbrandinspektor im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. „Im Dunkeln wäre es zu gefährlich gewesen.“ Sie ernteten dafür viel Lob. Die Helfer erinnern sich aber auch kopfschüttelnd an manchen Bürger zurück, der im Befehlston zum Einsatz zitiert habe.

Umso mehr lobten Innenminister Joachim Herrmann, Ministerpräsident Markus Söder, Stephan Mayer, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, und Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, diesen tapferen Einsatz. Aigner dachte jede Nacht an die Einsatzkräfte, erzählt sie. „Es ist unglaublich, was sie in ihrer Freizeit leisteten.“ Wenn die Helfer übermüdet erst mitten in der Nacht nach getaner Arbeit zu ihren Familien zurückkehren konnten. Organisatorisch konnte der Katastrophenfall dank ihnen reibungslos abgewickelt werden. „Keine Selbstverständlichkeit“, sagt Söder. „Ich bin so stolz auf Euch.“

Trotz aller Feierlichkeiten wurden die Todesfälle nicht vergessen, die das Schneetreiben im Januar gefordert hatte. So kam ein neunjähriger Bub in Aying (Kreis München) ums Leben, nachdem er von einem Ast erschlagen worden war. Zudem stürzte ein 48-Jähriger mit seinem Schneepflug bei Lenggries (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) in die Isar und verunglückte tödlich. „Das macht tief betroffen“, sagt Aigner und sprach den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl aus.

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