Schliersee/Seattle – Auf Nicis Facebook-Seite werden etliche Glückwünsche für ihn gepostet. Nicolas Kutter aus Schliersee (Kreis Miesbach) wäre gestern 20 Jahre alt geworden. Viele seiner Freunde wünschen ihm auf Facebook viel Kraft für seine Genesung. Doch Nici kann seinen Geburtstag nicht mehr feiern. Nach jahrelangem Kämpfen hat ihn der Krebs besiegt. Er ist am Mittwoch im Childrens Hospital in Seattle (USA) gestorben.
Auch diese traurige Nachricht ist auf seiner Facebook-Seite zu lesen. Seine Familie hat ein Foto von Nici veröffentlicht. Es zeigt den tapferen jungen Mann, wie er auf einem SUP-Board über seinen geliebten Schliersee paddelt. Ein Moment, den er so gerne noch mal erleben wollte. Doch dieser Wunsch wurde ihm nicht mehr erfüllt. „Gezeichnet von der Krankheit mit bis zuletzt starkem Willen“ sei Nici in den Armen seiner Mutter Solveig und seines ältesten Bruders Leo gestorben, ist auf dem Bild zu lesen. „Ein so außergewöhnlicher Mensch ist von uns gegangen und hinterlässt in tiefer Trauer Mutter, Vater und Brüder. Wir werden Dich nie vergessen und in Erinnerung behalten, wie Du warst.“
Nicis frühere Mitschüler am Gymnasium Tegernsee haben die schlimme Nachricht am Freitag erfahren. Direktor Werner Oberholzner informierte sie per Durchsage über den Tod ihres Mitschülers.
Es ist das traurige Ende einer Geschichte, die mehr als sieben Jahre lang Nicis Leben geprägt hat. Wie berichtet, war der junge Schlierseer an Leukämie erkrankt. Sechs Mal schien der Gymnasiast den Krebs besiegt zu haben – doch er kehrte immer wieder zurück. Nici ergab sich nicht seinem Schicksal. Er kämpfte mit all seiner Kraft gegen das heimtückische Leiden an. Und die Ärzte halfen ihm mit all ihren Möglichkeiten. Sie versuchten, den Krebs mit Chemotherapien, Bestrahlungen und mit sogenannten CAR-T-Zellen auszulöschen. Immer wieder schlugen die Behandlungen an – doch immer wieder flammte die Krankheit auf.
Im Dezember reiste Nici zum dritten Mal nach Seattle, um sich dort als erster Patient überhaupt einem neuen Verfahren mit noch nicht erprobten CAR-T-Zellen zu unterziehen. Die vorbereitende Operation überstand der Schlierseer gut. Doch er wusste, dass ihm die harten Monate der eigentlichen Therapie noch bevorstehen. Sein unerschütterlicher Glaube – an sich selbst und an Gott – machte ihm Mut. „Ich bin bereit. Ich will leben“, sagte Nici unserer Zeitung. Dann wurde es still auf seiner Facebook-Seite.
Doch immer wieder hinterließen ihm seine Freunde aufmunternde Nachrichten. Wie viel Nici davon noch mitbekommen hat, wissen sie nicht. Einer Sache aber können sie gewiss sein: Nici hat ihre Unterstützung gespürt. Seiner Familie und seinen Freunden bleibt die Erinnerung an ihn. So wie vielen anderen Menschen, die sein Schicksal sehr bewegt hat. Einer von ihnen ist Daniel Burkard, er schreibt auf Facebook: „Du hast in den letzten Jahren tausenden von Menschen gezeigt, dass man nie aufgeben darf. Es war eine Ehre, Dich kennengelernt zu haben. Ich werde oft an Dich denken, nicht nur an Deinen Geburtstagen.“