Das Lawinen-Unglück im Ostallgäu lässt auch Fachleute wie Ralf Kirchgatterer aufhorchen. Erst vorige Woche hatte sich der Leiter der Lawinenkommission in Lenggries (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) mit dem Lawinenabgang am Brauneck befasst, wo eine Menge Erdreich mitgerissen wurde.
In den Ammergauer Alpen herrschte am Unglücksort die zweitniedrigste Warnstufe. Wie konnte es zu dem Abgang kommen?
Allgemein kann ich sagen: Bis in die mittleren Lagen ist der Schnee stark durchfeuchtet. In südseitigen Hängen wird der Boden bei Sonneneinstrahlung besonders feucht. Unten tropft der Schnee auf den Boden, dadurch entsteht ein Hohlraum. Das Gras wird feucht – und dann beginnt der Schnee zu rutschen. Genau das war kürzlich am Brauneck zu beobachten.
Worauf sollten Tourengeher achten?
Sie sollten auf alle Fälle den Lawinenwarnbericht lesen. Dieser rät oft, die tageszeitliche Erwärmung zu beachten. Bei der momentanen Wetterlage bedeutet das: Man kann schon Skitouren gehen, aber man sollte sich Gedanken über die Verhältnisse wie zum Beispiel Hangseite, Steilheit oder ähnliches machen. Man sollte früh los und mittags zurück sein, das minimiert das Risiko. Morgens ist noch alles leicht gefroren, am Nachmittag kommt der Schnee leichter ins Rutschen.
Steigt die Lawinengefahr in der nächsten Zeit?
Der Abgang am Brauneck hat uns gezeigt: Wir sind heuer früher dran als sonst. Wir bekommen es mit Situationen zu tun, die wir sonst erst Mitte/Ende März haben. Mit Wechtenbruch ist in nächster Zeit auch schon zu rechnen. Dabei handelt es sich um dichte Schneeablagerungen an Berggraden oder Geländekanten. So was ist tückisch.
Interview: Corinna Kattenbeck