Hundeverbot auf Almen vom Tisch

von Redaktion

Innsbruck/München – „Wir wollen kein Land der Verbote sein“, sagte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖPV) gestern und sprach sich damit gegen ein Hundeverbot auf Almen aus. Die Debatte war nach einem Urteil aufgekommen, das das Landgericht Innsbruck vergangene Woche gefällt hatte. Eine 45-jährige Frau war von einer Kuh angegriffen und getötet worden, weil das Tier dachte, der Hund der Frau würde die Kälber angreifen wollen. Der Landwirt soll nun knapp eine halbe Million Euro Schadensersatz an die Familie der Frau zahlen. Er kündete bereits Berufung an (wir haben berichtet).

Das Urteil hatte auch in Bayern für Empörung gesorgt. Georg Mair vom Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern sprach von einer Katastrophe für die Almwirtschaft. Die Landwirte seien tagtäglich mit Wanderern konfrontiert, die querfeldein über die Almflächen laufen.

Es könne aber nicht sein, dass Almen nun eingezäunt werden würden, betonte Platter gestern. Vielmehr sei den Landwirten durch eine umfassende Versicherung zu helfen, dass sie durch solche Vorfälle nicht ruiniert werden. Generell gelte es, auf mehr Eigenverantwortung zu setzen. Auf den Almen sollten „Regeln des Miteinanders“ für ein Verhalten sorgen, das die Interessen von Tourismus und Landwirtschaft berücksichtige.

Die meisten Landwirte würden schon seit Jahren versuchen, Touristen und Wanderer für die Gefahren auf den Almen und Alpen zu sensibilisieren, betont Michael Honisch, Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu. Es gebe zum Beispiel entsprechende Hinweisschilder und Flyer. „Die meisten Hundebesitzer sind sowieso sehr aufgeklärt und nehmen Rücksicht“, sagt er. Aber es gebe natürlich immer auch Ausnahmen. Das Problem sei auch, dass viele Leute zu wenig Ahnung von der Landwirtschaft haben und zum Beispiel die Signale von Rindern nicht richtig deuten können, sagt Honisch.

Ihn ärgert, dass die Landwirte bisher völlig alleingelassen werden, wenn es zu Unfällen wie dem in Tirol kommt. „Tourismus und Betriebe profitieren schließlich auch von den Wanderern“, sagt er. Trotz aller Vorsicht sei aber nicht jeder Unfall zu vermeiden. Dann müsse der Staat die Almbauern bei Schadensersatzzahlungen unterstützen.  dpa/kwo

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