Würzburg/München – Schock und Trauer bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg. Ausgerechnet am Abend vor der feierlichen Begrüßung der neuen Polizeibeamten in Bayern ist es in der Polizei-Ausbildungsstätte zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitagmorgen mitteilten, ist am Vorabend ein 20-jähriger Polizei-Azubi an einer Schussverletzung gestorben. Nach aktueller Ermittlungslage hat den Schuss der 19-jährige Zimmerkamerad des Auszubildenden abgefeuert – offenbar aus Versehen.
Am Donnerstagabend um 21.32 Uhr ging nach Polizeiangaben im Präsidium Unterfranken der Notruf ein. Demnach hätten sich zwei Azubis kurz vor ihrem Wachantritt in einem Zimmer des Unterkunftsgebäudes befunden. Ein weiterer Polizist hatte den Schuss gehört und war in das Zimmer geeilt. Dort fand er einen seiner Kollegen mit lebensgefährlichen Verletzungen, den anderen im Schockzustand, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten. Der alarmierte Rettungsdienst brachte den 20-Jährigen noch in eine Klinik, doch dort starb der Mann kurze Zeit später. Aus Ermittlerkreisen hieß es, dass der Polizeischüler von einem Kopfschuss tödlich verletzt wurde. Noch sei aber unklar, ob es sich dabei um einen Querschläger handelte, oder ob die Kugel das Opfer direkt trag. Das soll nun ein Schussgutachten klären.
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich am Freitag in München zum Tod des Polizeischülers. Seinen Angaben nach war wohl eine nicht ordnungsgemäß entladene Waffe die Ursache für den tödlichen Unfall. „Offenbar wurde nur das Magazin aus der Waffe entfernt, nicht aber die eine Patrone, die bereits im Lauf war“, sagte Herrmann. Wie genau es zu der Tragödie kam, wollte die Polizei am Freitag mit Verweis auf aktuelle Ermittlungen nicht bekanntgeben. Herrmann ging davon aus, dass es sich um menschliches Versagen handelte: „Alle Polizeibeamten lernen, wie man seine Waffe richtig entlädt. Das gehört standardmäßig zum Programm und es ist überaus bedauerlich, wenn klare Vorschriften über das Handling mit der Waffe nicht richtig beachtet werden.“
Laut Herrmann müssen Bereitschaftspolizisten ihre Waffe nach Dienstende immer entladen. Nur leere Pistolen dürften mitgenommen werden. „Es kann passieren, dass ein Kollege zwar das Magazin aus der Waffe nimmt, aber vergisst, dass die Pistole noch geladen ist“, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Peter Schall. „Der Dienstführer hätte in diesem Fall aber bemerken müssen, dass eine Patrone zu wenig abgegeben wurde“, sagte Schall.
Einen Zusammenhang mit den neuen Polizeipistolen sah Herrmann nicht. Damit die Beamten in Gefahrensituationen schneller reagieren können, haben die Waffen keine zusätzliche Sicherung mehr – einmal geladen, kann man einfach den Abzug betätigen. Klar sei aber: „Völlig unbeabsichtigt kann sich ein Schuss nicht lösen, es muss jemand den Abzug betätigt haben.“
Zu unabsichtlich abgefeuerten Schüssen kommt es immer wieder, seit Einführung der neuen Dienstwaffe sind laut Polizei acht Fälle bekannt. Erst eine Woche vor dem tödlichen Unfall hatte ein Beamter der Würzburger Bereitschaftspolizei seine Waffe versehentlich in einem Büro abgefeuert. Der Schuss zerstörte eine Fensterscheibe, verletzt wurde dabei niemand. (mit lby)