Riesen – Ein kleines Dorf gegen ganz Bayern: Der 100-Einwohner-Ort Riesen im Kreis Weilheim-Schongau verklagt den Freistaat wegen eines Missbrauchs der Trinkwasserverordnung. Der Verein für sauberes Wasser (VfsW) wirft dem Gesundheitsamt „sinnlosen und teuren Behördenaktionismus“ vor.
Laut der neuen Trinkwasserverordnung muss das Wasser in Riesen auf Stoffe untersucht werden, die es dort gar nicht gebe. Dazu gehören beispielsweise Trihalogenmethane, die laut dem Verein nur bei einer Chlorbehandlung des Wassers nachweisbar wären. Das Gesundheitsamt betont, dass ihm die Hände gebunden seien. Die Behörde müsse geltendes Recht vollziehen. Deshalb erhielt der Vereinsvorstand Bernhard Jott Keller eine kostenpflichtige Anordnung samt Zwangsgeldandrohung. Und mit dieser ging er zu einem Anwalt, um im Namen des Vereins Klage vor dem Verwaltungsgericht einzureichen.
Zu dem bevorstehenden Rechtsstreit will sich das Gesundheitsamt nicht äußern. Ein Sprecher betont aber, dass Riesen durch ein zentrales Wasserwerk versorgt werde. Von diesen Anlagen gebe es im Landkreis 39.
Neben der Klage versucht der Verein nun auch, Mitstreiter zu gewinnen. Er ruft alle Betreiber privater Brunnen oder kleinerer dezentraler Trinkwasserversorgungen auf, sich zu melden – „um zu überlegen, wie man sich gemeinsam gegen diesen sinnlosen und teuren Behördenaktionismus zur Wehr setzen könnte“, sagt Keller. Denn es drohen teure Laboruntersuchungen im dreijährigen Turnus. JÖRG VON ROHLAND